Schloss Reichersbeuern
Oberbayern Bayern Germany
castle, chateau
Schloss Reichersbeuern
Oberbayern Bayern Germany
castle, chateau
Schloss Reichersbeuern, auch Schloss Sigriz genannt, ist ein Wasserschloss in der Gemeinde Reichersbeuern
Schloss Reichersbeuern, auch Schloss Sigriz genannt, ist ein Wasserschloss in der Gemeinde Reichersbeuern
Previous names
Schloss Reichersbeuern, Schloss Reichersbeuern
Description
Schloss Reichersbeuern, auch Schloss Sigriz genannt, ist ein Wasserschloss in der Gemeinde Reichersbeuern. Es steht am Fuà der Vorberge der Bayerischen Alpen, sechs Kilometer östlich von Bad Tölz. Noch vor 955 entstand es als Wasserburg, sein heutiges Erscheinungsbild entspricht dabei den Umgestaltungen, die ab dem 16. Jahrhundert vorgenommen wurden. Heute beherbergt es die Max-Rill-Schule, ein Gymnasium mit Ganztagsschule und Internat.
Geschichte
Reichersbeuern, der Name des Schlosses, leitet sich wie der zugehörige Ort vom mittelhochdeutschen âRicherispuiraâ ab, und bezeichnet damit das âHaus des Richerâ. Die ursprĂŒngliche Ortsbezeichnung âPuronâ, vom althochdeutschen âburrionâ, bedeutete schlicht âbei den HĂ€usernâ, ein Namensbestandteil, der sich auch bei anderen Orten, wie Benediktbeuern oder Beuerberg wiederfindet. Wer der namensgebende Richer war, der wohl seinen Hoheitssitz vor Ort hatte, lĂ€sst sich heute nicht mehr zweifelsfrei bestimmen. Der Name bezeichnete schlicht einen ârichmannâ, also reichen Mann. Vermutlich entstammte dieser dem Geschlecht der Huosi, einem der bayerischen Uradelsgeschlechter, die bereits vor den Aribonen an der Spitze Baierns standen.
Nach der GrĂŒndung des Klosters Tegernsee 746 wurde Reichersbeuern diesem als Lehen zugefĂŒhrt. Unter der Leitung des Klosters sollten die Bewohner das Isartal weiter roden und besiedeln. Als weiteres Zentrum wurde dabei auch die Festung Altenpraeche-Untermberg gegrĂŒndet, als VorlĂ€ufer der Hohenburg, die sich spĂ€ter zum wichtigsten Herrschaftssitz der Region entwickelte. Nach der Eingliederung Baierns in das karolingische Reich 788 wurde das Kloster Tegernsee zum Reichskloster, geleitet von einem Vogt, der direkt dem Kaiser unterstand. Nach der Niederlage bei Pressburg, zur Zeit der UngarneinfĂ€lle, wurde es von Herzog Arnulf dem Bösen sĂ€kularisiert, die SchĂ€tze und LĂ€ndereien des Klosters an verarmte Landadelige verteilt, teils auch verkauft, um ein schlagkrĂ€ftiges Reiterheer ausheben zu können. Dadurch gelangte Reichersbeuern in den Besitz der Rapotonen, der Vorfahren der Grafen von DieĂen und Andechs.
Aus diesem Geschlecht lieĂ Rasso, vornehmlich zum Schutz der Bevölkerung vor den UngarneinfĂ€llen und als MilitĂ€rstĂŒtzpunkt, in Reichersbeuern eine Wasserburg errichten. Diese entstand auf einer erhöhten Landzunge, an drei Seiten von vier Weihern umgeben. ZusĂ€tzlich wurde der Dorfbach in die Weiher umgeleitet, um die Verteidigungskraft weiter zu erhöhen. Da Rasso noch vor der Schlacht auf dem Lechfeld verstarb, lĂ€sst sich ableiten, dass die Burg vor 955 erbaut wurde.
In einem Codex des Klosters Tegernsee wurde 1045 ein Graf Meginhard de Richersspuren als Zeuge erwĂ€hnt. Dieser entstammte dem Geschlecht der Grafen von Gilching am Starnberger See und war mit den Grafen von DieĂen verschwĂ€gert. Von diesen erhielt er die Burg Reichersbeuern als Lehen des Klosters Tegernsee. Dieser fĂŒhrte den Panther im Wappen, der bis heute das Reichersbeurer Wappen ziert. Im Zuge des Investiturstreits erlangte das Kloster die Burg zurĂŒck, entsandte dorthin fortan ritterliche Ministerialfamilen zur AusĂŒbung der vogteilichen Gewalt. Als Bewohner des Schlosses ĂŒbten sie das Personen- und Besitzrecht des Klosters aus. Vom Kloster erhielten sie das Amt des Truchsess. Als Ministeriale standen sie als Freie in einem BeamtenverhĂ€ltnis, hatten jedoch Dienst und Gehorsam zu leisten. 1209 leitete Alban von Reichersbeuern daher die Leitung des von Ludwig dem Kelheimer im Andechser Krieg belagerten Klosters. Dieses Lehen wurde von den Herren von Reichersbeuern weitervererbt, wie auch die Pflicht zum Dienst.
Diese Ministerialfamilien beherrschten Reichersbeuern bis zu ihrem Aussterben Mittel des 14. Jahrhunderts. Der Letzte daraus, Ritter Albanus IV., zerstritt sich mit dem Kloster aufgrund von Nutzungs- und Fahrrechte der Reichersbeurer und Greilinger Bauern auf die WĂ€lder am Kehrberg. Dazu kam es, als Kaiser Ludwig der Baier 1321 und 1330 die Freiheiten der Klöster bestĂ€tigte und diesen rechtliche VerfĂŒgungen, sowie die niedere Gerichtsbarkeit in ihren klösterlichen Bezirken zusprach. Zu einer Aussöhnung zwischen Albanus IV. und dem Kloster Tegernsee kam es nicht mehr, da dieses 1353 das Amt des Truchsess nicht mehr an Albanus ĂŒbertrug. Stattdessen ĂŒbertrug das Kloster das Amt des Truchsess an die Familie Hohenrainer, die jedoch nicht aus Reichersbeuern stammten. Die Kinderlosigkeit von Albanus IV. veranlasste ihn dazu, all seine BesitztĂŒmer in Reichersbeuern ab 1358 zu verĂ€uĂern. Die Burg verkaufte er dabei an die Pienzenauer.
Neuer Besitzer der Burg wurde so Otto I. von Pienzenau, der bereits Pfleger von Aibling und Landrichter von Kufstein und KitzbĂŒhel war. Er entstammte einer der reichsten und mĂ€chtigsten Familien des Herzogtums und wird als einer der drei kaiserlich-herzoglichen Schiedsleute genannt. Als sehr frommer Mann stiftete er Reichersbeuern 1388 ein Benefizium, auch, damit Reichersbeuern einen stĂ€ndigen Geistlichen, einen Vikar, erhielt und nicht mehr als Diasporagemeinde von Oberwarngau, einem Stift des Klosters Tegernsee, abhĂ€ngig war. Die Kirche in Reichersbeuern erwarb er zuvor schon vom Kloster. Die kaiserliche Macht war weitgehend erloschen und inzwischen ĂŒbten die Wittelsbacher die Herrschaft ĂŒber Bayern aus. Diese reformierten die gesamte Gerichtsorganisation. Diese lag bislang in den HĂ€nden von Vögten und Grafen, ging nun aber auch verbeamtete Richter ĂŒber. So erhielt auch die Burg Reichersbeuern eine Hofmark, der Reichersbeuern, Greiling und Sachsenkam angehörten, in der der Gutsbesitzer oder der eigens angestellte Richter die niedere Gerichtsbarkeit ausĂŒbte. 1384 wird dabei ein Herzog Stephan der JĂŒngere von Reichersbeuern erwĂ€hnt. Diese Hofmark sicherte den Fortbestand der Burg.
Aufgrund der dichten WĂ€lder und zahlreichen SĂŒmpfen, gestaltete sich die Viehzucht in Reichersbeuern aufgrund weniger WeideflĂ€chen als schwierig. Hauptnahrung der Burgbewohner waren dabei vor allem Fische, die in den umliegenden Weihern gezĂŒchtet wurden. Aufgrund der geringen Tiefe erfroren jedoch viele Fische im Winter, die Jagd stellte daher eine weitere, wichtige Quelle dar. Auch aufgrund der Jagdgebiete ertauschte Herzog Stephan III. 1388 die Burg, die Hofmark und den Burgstall Hoheneck. Otto II. von Pienzenau, der die Burg 1371 beim Tod seines Vaters ĂŒbernahm, erhielt dafĂŒr das Schloss Hartmannsberg.
1341 begann ein Jahrzehnte andauernder Streit um Jagd- und Holzschlagerechte am Karberg, zwischen den jeweiligen Hofmarksherren von Reichersbeuern und dem Gerichtspfleger von Tölz. Die Herren von Reichersbeuern, Eckprecht und Alban IV., einigten sich in einem Vergleich vor einem Gericht Kaiser Ludwigs des Baiern. Sie verkauften den zur Burg gehörenden Bergwald an das Kloster Tegernsee, unter der Bedingung, dass die Einwohner von Reichersbeuern und Greiling dessen Holz weiterhin zum Eigenbedarf nutzen dĂŒrfen. Als die Burg an die Wittelsbacher fiel, nahmen diese von ihrem Recht Gebrauch, am Berg Holz zu schlagen. Nach der Zerstörung der ersten Tölzer Burg beim âGroĂen Brandâ lieĂ Herzog Albrecht III. ab 1454 in Tölz ein neues Schloss erbauen. Das Holz dafĂŒr lieĂ er dem Karberg entnehmen. Nach Jahrzehnten der BautĂ€tigkeit erhob Jakob TĂ€nzl von Tratzberg, der neue Besitzer der Burg Reichersbeuern, Einspruch gegen diesen Holzschlag. Der Tölzer Pfleger, der die Interessen des Herzogs vertrat, verwies auf Gewohnheitsrecht. TĂ€nzl von Tratzberg hingegen berief sich auf bestehende Besitzrechte. Das Hofkammergericht lehnte TĂ€nzl von Tratzbergs Anliegen jedoch ab.
Aus Dankbarkeit fĂŒr die Treue beim Kampf gegen den Löwlerbund belehnte Herzog Albrecht IV. Kaspar II. Winzerer mit der Hofmark. Der Pfandschilling verblieb jedoch bei der Wittib Christina Maxlrainer von Hohenburg, der Schwiegermutter Wolfgang von Schellenbergs. Aufgrund finanzieller Probleme verĂ€uĂerte Kaspar III. Winzerer die Burg an Veit Jakob von Tratzberg, die Kaufabrede kam aber zwischen ihm und Wolfgang von Schellenberg zustande. Die Familie TĂ€nzl stammte aus Innsbruck, wo GroĂvater Jakob II. TĂ€nzl Ritter, RatsbĂŒrger, Kirchenprobst und BĂŒrgermeister (1437â1477) war. Sein Sohn Christian TĂ€nzl (1448â1491), der Vater des spĂ€teren Reichersbeurer Schlossbesitzers, erlangte durch Silberbergwerke am Falkenstein in Schwaz groĂen Reichtum und erwarb zahlreiche Anwesen. Nach seinem Tod erbten seine Söhne Jakob und Simon TĂ€nzl ein stattliches Vermögen. Jakob TĂ€nzl, Pfleger auf der Rottenburg, zu Rattenberg und zu Aibling wird urkundlich zwischen 1490 und 1530 genannt. 1498 tauschten die BrĂŒder Burg Berneck und die Fischweid des Kaunerbaches gegen Schloss Tratzberg mit Kaiser Maximilian I. Nachdem dieses Schloss 1480 von einem Brand verheert wurde, begannen sie mit ausgiebigen Restaurierungsarbeiten und UmbaumaĂnahmen. Nach 1500 setzten sie diese in der mittlerweile ziemlich verwahrlosten Burg Reichersbeuern fort, wobei sie diese im Stil der frĂŒhen Renaissance zu einem Wasserschloss umgestalteten. Die Ausstattung entsprach der von Schloss Tratzberg, wie die bis heute erhaltene Kapelle, die Kassettendecken sowie die Ausstattung der beiden EcktĂŒrme zeigen. Der heutige Haupteingang kam erst spĂ€ter hinzu. Der damalige Eingang des Schloss begann an der Wendeltreppe im Zentrum der Burg, die einen der Ă€ltesten bestehenden Teile des Schlosses darstellt. Die Schlosskapelle lieĂ TĂ€nzl erbauen und erhielt 1516 eine Ablass-Verleihung durch mehrere KardinĂ€le.
Veit Jakob von TĂ€nzl galt den Wittelsbachern aufgrund seiner Tiroler Herkunft dennoch als Dorn im Auge. ZunĂ€chst zugesprochene Fischrechte am Walchensee wurden ihm rasch wieder aberkannt. Mit dem Erwerb der Burg Reichersbeuern erhielt er zwar auch Rechte zur Nutzung von Scharwerken und das Recht, Steuern zu erheben, dennoch trat er nie als Unterzeichner von Urkunden in Bezug auf die Hofmark auf. Daher scheint ihm die Jurisdiktion nicht zugesprochen worden zu sein. Seine Bestrebungen, ein weiteres Schloss bauen zu können, scheiterten ebenfalls. Sein GeschĂ€ftssinn zeigte sich jedoch daran, dass er MĂŒhlen und den Nagelbach bei Tölz erstand, dass er 1519 den Stallauer Weiher zur Fischzucht anlegen lieĂ und massiv FlöĂerei förderte, wozu er vor allem FlöĂer aus Lenggries beauftragte. Da er keine eigenen Kinder hatte, erbten nach seinem Tod am 16. April 1530 seine Neffen, die Söhne seines Bruders, seine GĂŒter. Da sie ĂŒber die Aufteilung der GĂŒter heillos zerstritten waren, verfiel der bestehende Reichtum rasch. In den 1550er Jahren wurden alle Besitzungen in Tirol verĂ€uĂert. Ab 1573 lebten sie in Unterwallbach, beim schwĂ€bischen Burgau, als völlig verarmte Landadelige zog sich die Familie rund 100 Jahre spĂ€ter nach Oberbechingen zurĂŒck.
Die MĂŒnchner Patrizierfamilie Rudolf erwarb 1519 die Burg Reichersbeuern und weitere GĂŒter noch von Veit Jakob von TĂ€nzl, die den Streit um den Karberg fortsetzten. Der damalige Besitzer Georg Rudolf beklagte sich ĂŒber den Holzfrevel vieler Tölzer BĂŒrger in seinem Wald und berief sich dabei auch darauf, dass einige von ihnen deswegen zu Haftstrafen verurteilt wurden. Der Tölzer Pflegsrichter hingegen verwies darauf, der Bachlauf der Langen GaiĂach sei die Grenze des Tölzer Gebiets. Da diese den Karberg umflieĂt, stehe der Karberg unter Tölzer Pflege, weswegen allein den Tölzern das Holz-, Jagd- und Fischrecht in diesem Gebiet zustehe. Georg Rudolf machte als Gebietsanspruch allerdings als Grenze die Ruhrgasse geltend, die seinem Einfluss unterstehe. Mit zunehmender Dauer wurden diese Auseinandersetzungen differenzierter und komplexer. Die Reichersbeurer beriefen sich zudem auf erste Besiedelungen des Gebiets, die Tölzer verwiesen immer wieder auf das Gewohnheitsrecht. Auch Kaspar II. Winzerer wies die Greilinger an, Holz fĂŒr Tölz vom Karberg zu holen. Diesem Beispiel folgte auch Kaspar III. Winzerer, nachdem das Holz am Reutberg aufgrund starker Rodungen rar wurde. Der Streit dauerte bis 1553 an und endete vor einem MĂŒnchner Gericht mit einem Sieg der Reichersbeurer Hofmarksherren. Die Hofmarksgrenze wurde so festgelegt, wie sie heute noch der Gemeindegrenze entspricht. Zwar durften die Tölzer kein Holz vom Karberg mehr nutzen, den Greilinger Bauern sprach man dieses Recht jedoch zu, die einerseits zur Hofmark Reichersbeuern, andererseits dem Landgericht Tölz angehörten.
Georg Rudolfs Sohn Augustin betrieb massive Ănderungen bezĂŒglich der finanziellen und hoheitsrechtlichen VerhĂ€ltnisse. Seine ausgeĂŒbte Patrimonialgerichtsbarkeit geriet in Konflikt mit dem Herzog, der die niedere Gerichtsbarkeit ĂŒber Einzelhöfe dem Tölzer Landgericht zugesprochen hatte. Zudem Ă€rgerte sich der Herzog darĂŒber, dass Augustin Rudolf seine Jagd in der Hofmark einschrĂ€nkte. Durch die Auseinandersetzungen mit den Wittelsbachern verarmte die einst reiche Familie Rudolf zunehmend. 1558 verkaufte Augustin den Stallauer Weiher an Abt Ludwig von Benediktbeuern. Der letzte Rudolf starb 1592 völlig mittellos.
Offenbar wurden die KaufvertrĂ€ge zwischen Christina von Maxlrain-Hohenburg, bzw. Wolfgang von Schellenburg und Veit Jakob TĂ€nzl, nicht völlig abgeschlossen oder zumindest ein Vorkaufsrecht eingerĂ€umt. Denn so machten die Hohenburger nach Augustins Tod 1562/63 AnsprĂŒche auf Burg Reichersbeuern geltend. Enkel Dionys von Schellenberg, herzoglicher Pfleger von Haag, erlangte in den 1560er Jahren die BesitztĂŒmer der Erben der Rudolfs. Als AnhĂ€nger der Gegenreformation unter Albrecht V. ging er als Reichersbeurer Hofmarksherr streng vor.
Dionys von Schellenberg starb 1577 kinderlos, die Pienzenauer gewannen Schloss und Hofmark zurĂŒck. Dabei wurde auch die Pfandschuld zwischen Kaspar II. Winzerer und Christina von Maxlrain eingelöst. Bereits 1570 erbte Christoph II. von Pienzenau die Hofmark Sachsenkam, da der vorherige Besitzer, Kaspar III. Winzerer aufgrund von Verletzungen von einem Ritterturnier verstarb. Seine Söhne waren bereits verstorben, seine Tochter Cordula mit Hanns Kaspar von Pienzenau auf Schloss Zinneberg vermĂ€hlt. Christoph II. von Pienzenau war der zweite Sohn diese Ehe, ab 1561 Hofmeister der herzoglichen Prinzen von Bayern, 1567 KĂ€mmerer des Stiftes Tegernsee und 1573 zudem Lehensprobt und Hofmeister des Bischofs von Freising. 1575 wurde er zum höchsten Beamten des Landes ernannt und ĂŒbernahm den Vorsitz des Geheimen Staatsrates. 1577 erwarb er schlieĂlich Schloss Reichersbeuern und die Hofmark, es kam zum Zusammenschluss mit der Hofmark Sachsenkam. Christoph II. starb am 26. Juli 1578 und wurde in der Familiengruft in Ebersberg an der Seite von sechs seiner sieben Kinder beigesetzt.
Die einzige Ăberlebende aus seiner Ehe mit Sophie von Closen, einem alten Adelsgeschlecht aus Gern bei Eggenfelden, war seine Tochter Anna von Pienzenau. Diese heiratete 1579 Freiherr Johann Baptist von Guidoboni-Cavalchini. Dieser war italienischer Edelmann aus der Gegend von Genua und als Kavalier am bayerischen Hofe unter Wilhelm V. angestellt. Von diesem erhielt er 1578 Lichtenberg als Lehen. Christoph II. war ein Freund des Herzogs, seine Tochter Anna ihm daher wohlbekannt. Nach der Heirat mit Anna von Pienzenau wurde Johann Baptist von Guidoboni-Cavalchini 1581 als Nachfolger seiner Schwiegermutter Sophie vom Kloster Tegernsee als LehenstrĂ€ger von Schloss und Hofmark Reichersbeuern bestĂ€tigt.
1585 erhielt Johann Baptist das Pflegeamt Tölz, die Jurisdikation ĂŒbte er jedoch nicht aus. In der Tölzer Stadtpfarrkirche lieĂ er fĂŒr sich und seine Frau eine GrabstĂ€tte in der Winzererkapelle errichten. Er starb am 13. Mai 1603, seine Witwe und Erbin aller Hofmarken stiftete 1612 einen Jahrtag mit Quatembermesse, begleitet von groĂzĂŒgigen milden Gaben an alte Leute und arme Kinder Sachsenkams. Anna heirate 1604 erneut, diesmal Jakob Papafaba Graf von Carrara und Aquilara, den Mundschenk des Herzogs, der einer Adelsfamilie aus Padua entstammte. Dass sie erneut einen Italiener, einen Welschen heiratete, betrachtete der Herzog mit MissvergnĂŒgen. Jakob Papafaba galt als unangenehme Person, das Tragen des Titels Graf von Carrara und Aquilara wurde ihm untersagt. Auseinandersetzungen mit anderen Adeligen, wie 1607 mit Hofrat Hans Christoph von Preysing, prĂ€gten ebenso seinen Ruf, wie die Tatsache, dass seine Frau ĂŒber âvorgefallene Handlungenâ ihr gegenĂŒber klagte, worĂŒber am 4. Juli 1609 gar der Hofrat in MĂŒnchen beriet. GemÀà dem Hofratsprotokoll vom 17. August 1609 floh Jakob Papafaba ĂŒberstĂŒrzt nach Italien, mit seiner Frau geraubten SchĂ€tze. Er soll geplant haben, zusammen mit MittĂ€tern, seine Frau zu ermorden und entzog sich durch Flucht seiner Verhaftung. Er kehrte nie mehr nach Bayern zurĂŒck, sein weiteres Schicksal blieb unklar. Fortan wurde GrĂ€fin Anna als Inhabern der Hofmark bezeichnet. Nach der Flucht ihres Mannes Ă€nderte sich jedoch nicht die ablehnende Haltung des Herzogs zu ihr. Er wollte keine Frau als Inhabern einer Hofmark dulden, wenn diese mit einem AuslĂ€nder oder UnfĂ€higen verheiratet ist und revidierte die Edelmannsfreiheiten von Herzog Albrecht.
Der damals verbreiteten Begeisterung fĂŒr die Loretowallfahrt folgten auch Graf Papafaba und seine Gemahlin Anna 1605. Auf dem Reutberg sollte eine WallfahrtsstĂ€tte nach diesem Muster entstehen. Die Erlaubnis des Bischofs von Freising und des Herzoges wurden eingeholt und die Kapelle, einen maĂstabsgetreuen Nachbau der Santa Casa, wurde 1606 geweiht. Der Bau entstand gegen den Willen der Bauernschaft, die sich vom Grafen fĂŒr ihr Scharwerk ausgenutzt, zu schlecht behandelt und versorgt fĂŒhlten. Beim Herzog reichten sie daher Klage ein. 1615 veranlasste Anna den Bau des Klosters Reutberg. Nach den fĂŒr sie belastenden Ereignissen des Jahres 1609 gab sie ein Gelöbnis an die Jungfrau Maria, aus ihren Mitteln ein Kloster zu errichten.
Anna Papafaba wurde nach ihrem Tod in der Winzererkapelle in Tölz neben ihrem ersten Mann bestattet. 1617 erhielt sie durch Dekret die Edelmannsfreiheiten zurĂŒck. Zu gleichen Teilen erbten ihr Vetter Christoph von Closen, sowie Guidibonis Cousin Albrecht Niklas Guidiboni das Schloss und die Hofmarken Reichersbeuern und Sachsenkam. Aufgrund der hohen Verschuldung beider Hofmarken waren sie gezwungen, beide am 12. November 1627 zu verkaufen. So gelangte es in Besitz von Freiherrn Johann Christoph von Preysing auf Hohenaschau.
Der Kauf des Schlosses durch Christoph von Preysing leitete eine neue Ăra ein, da Schloss blieb fĂŒr mehr als 200 Jahre in Familienbesitz, wobei diese wesentlichen Anteil am Erhalt des Schlosses haben.
Im Mai 1938 zog der PĂ€dagoge Max Rill mit 43 SchĂŒlerinnen im Schloss ein, um seine humanistisch reformerische PĂ€dagogik des gemeinsamen Lebens und Lernens zu verwirklichen. Max Rill war seit 1937 Mitglied der NSDAP. 1943 wurde die Schule verstaatlicht und Rill verbeamtet, 1944 im Schloss ein Lazarett eingerichtet und die Schule vorĂŒbergehend geschlossen. Im Zuge der Entnazifizierung nach dem Krieg wurde Rill als MitlĂ€ufer eingestuft. Aufgrund einer anonymen Anzeige kam es 1947 zu einem Wiederaufnahmeverfahren, das klĂ€ren sollte, ob Rill nicht eher als âBelasteterâ einzustufen sei. Vor dem fĂŒr den Landkreis Bad Tölz zustĂ€ndigen Spruchkammerverfahren bestĂ€tigten Zeugen Rill jedoch einen politikfreien Unterricht und einwandfreies Verhalten. Teile der Anklage verwiesen auf die Fraternisierung der SchĂŒlerinnen mit Angehörigen der Tölzer SS-Junkerschule, wie bei regelmĂ€Ăigen gemeinsamen Tanzstunden. Zwar waren an der Schule heimlich auch jĂŒdische Mischlingskinder gemeldet, aber auch Kinder hochrangiger Nationalsozialisten, wie die Nichte von Rudolf HeĂ und als prominenteste SchĂŒlerin, Gudrun Himmler.
Bis heute wird das Schloss von der Max-Rill-Schule als Gymnasium einschlieĂlich Internat genutzt und 2018 feierte die Max-Rill-Schule ihr 80-jĂ€hriges Bestehen.
Schloss Reichersbeuern, auch Schloss Sigriz genannt, ist ein Wasserschloss in der Gemeinde Reichersbeuern. Es steht am Fuà der Vorberge der Bayerischen Alpen, sechs Kilometer östlich von Bad Tölz. Noch vor 955 entstand es als Wasserburg, sein heutiges Erscheinungsbild entspricht dabei den Umgestaltungen, die ab dem 16. Jahrhundert vorgenommen wurden. Heute beherbergt es die Max-Rill-Schule, ein Gymnasium mit Ganztagsschule und Internat.
Geschichte
Reichersbeuern, der Name des Schlosses, leitet sich wie der zugehörige Ort vom mittelhochdeutschen âRicherispuiraâ ab, und bezeichnet damit das âHaus des Richerâ. Die ursprĂŒngliche Ortsbezeichnung âPuronâ, vom althochdeutschen âburrionâ, bedeutete schlicht âbei den HĂ€usernâ, ein Namensbestandteil, der sich auch bei anderen Orten, wie Benediktbeuern oder Beuerberg wiederfindet. Wer der namensgebende Richer war, der wohl seinen Hoheitssitz vor Ort hatte, lĂ€sst sich heute nicht mehr zweifelsfrei bestimmen. Der Name bezeichnete schlicht einen ârichmannâ, also reichen Mann. Vermutlich entstammte dieser dem Geschlecht der Huosi, einem der bayerischen Uradelsgeschlechter, die bereits vor den Aribonen an der Spitze Baierns standen.
Nach der GrĂŒndung des Klosters Tegernsee 746 wurde Reichersbeuern diesem als Lehen zugefĂŒhrt. Unter der Leitung des Klosters sollten die Bewohner das Isartal weiter roden und besiedeln. Als weiteres Zentrum wurde dabei auch die Festung Altenpraeche-Untermberg gegrĂŒndet, als VorlĂ€ufer der Hohenburg, die sich spĂ€ter zum wichtigsten Herrschaftssitz der Region entwickelte. Nach der Eingliederung Baierns in das karolingische Reich 788 wurde das Kloster Tegernsee zum Reichskloster, geleitet von einem Vogt, der direkt dem Kaiser unterstand. Nach der Niederlage bei Pressburg, zur Zeit der UngarneinfĂ€lle, wurde es von Herzog Arnulf dem Bösen sĂ€kularisiert, die SchĂ€tze und LĂ€ndereien des Klosters an verarmte Landadelige verteilt, teils auch verkauft, um ein schlagkrĂ€ftiges Reiterheer ausheben zu können. Dadurch gelangte Reichersbeuern in den Besitz der Rapotonen, der Vorfahren der Grafen von DieĂen und Andechs.
Aus diesem Geschlecht lieĂ Rasso, vornehmlich zum Schutz der Bevölkerung vor den UngarneinfĂ€llen und als MilitĂ€rstĂŒtzpunkt, in Reichersbeuern eine Wasserburg errichten. Diese entstand auf einer erhöhten Landzunge, an drei Seiten von vier Weihern umgeben. ZusĂ€tzlich wurde der Dorfbach in die Weiher umgeleitet, um die Verteidigungskraft weiter zu erhöhen. Da Rasso noch vor der Schlacht auf dem Lechfeld verstarb, lĂ€sst sich ableiten, dass die Burg vor 955 erbaut wurde.
In einem Codex des Klosters Tegernsee wurde 1045 ein Graf Meginhard de Richersspuren als Zeuge erwĂ€hnt. Dieser entstammte dem Geschlecht der Grafen von Gilching am Starnberger See und war mit den Grafen von DieĂen verschwĂ€gert. Von diesen erhielt er die Burg Reichersbeuern als Lehen des Klosters Tegernsee. Dieser fĂŒhrte den Panther im Wappen, der bis heute das Reichersbeurer Wappen ziert. Im Zuge des Investiturstreits erlangte das Kloster die Burg zurĂŒck, entsandte dorthin fortan ritterliche Ministerialfamilen zur AusĂŒbung der vogteilichen Gewalt. Als Bewohner des Schlosses ĂŒbten sie das Personen- und Besitzrecht des Klosters aus. Vom Kloster erhielten sie das Amt des Truchsess. Als Ministeriale standen sie als Freie in einem BeamtenverhĂ€ltnis, hatten jedoch Dienst und Gehorsam zu leisten. 1209 leitete Alban von Reichersbeuern daher die Leitung des von Ludwig dem Kelheimer im Andechser Krieg belagerten Klosters. Dieses Lehen wurde von den Herren von Reichersbeuern weitervererbt, wie auch die Pflicht zum Dienst.
Diese Ministerialfamilien beherrschten Reichersbeuern bis zu ihrem Aussterben Mittel des 14. Jahrhunderts. Der Letzte daraus, Ritter Albanus IV., zerstritt sich mit dem Kloster aufgrund von Nutzungs- und Fahrrechte der Reichersbeurer und Greilinger Bauern auf die WĂ€lder am Kehrberg. Dazu kam es, als Kaiser Ludwig der Baier 1321 und 1330 die Freiheiten der Klöster bestĂ€tigte und diesen rechtliche VerfĂŒgungen, sowie die niedere Gerichtsbarkeit in ihren klösterlichen Bezirken zusprach. Zu einer Aussöhnung zwischen Albanus IV. und dem Kloster Tegernsee kam es nicht mehr, da dieses 1353 das Amt des Truchsess nicht mehr an Albanus ĂŒbertrug. Stattdessen ĂŒbertrug das Kloster das Amt des Truchsess an die Familie Hohenrainer, die jedoch nicht aus Reichersbeuern stammten. Die Kinderlosigkeit von Albanus IV. veranlasste ihn dazu, all seine BesitztĂŒmer in Reichersbeuern ab 1358 zu verĂ€uĂern. Die Burg verkaufte er dabei an die Pienzenauer.
Neuer Besitzer der Burg wurde so Otto I. von Pienzenau, der bereits Pfleger von Aibling und Landrichter von Kufstein und KitzbĂŒhel war. Er entstammte einer der reichsten und mĂ€chtigsten Familien des Herzogtums und wird als einer der drei kaiserlich-herzoglichen Schiedsleute genannt. Als sehr frommer Mann stiftete er Reichersbeuern 1388 ein Benefizium, auch, damit Reichersbeuern einen stĂ€ndigen Geistlichen, einen Vikar, erhielt und nicht mehr als Diasporagemeinde von Oberwarngau, einem Stift des Klosters Tegernsee, abhĂ€ngig war. Die Kirche in Reichersbeuern erwarb er zuvor schon vom Kloster. Die kaiserliche Macht war weitgehend erloschen und inzwischen ĂŒbten die Wittelsbacher die Herrschaft ĂŒber Bayern aus. Diese reformierten die gesamte Gerichtsorganisation. Diese lag bislang in den HĂ€nden von Vögten und Grafen, ging nun aber auch verbeamtete Richter ĂŒber. So erhielt auch die Burg Reichersbeuern eine Hofmark, der Reichersbeuern, Greiling und Sachsenkam angehörten, in der der Gutsbesitzer oder der eigens angestellte Richter die niedere Gerichtsbarkeit ausĂŒbte. 1384 wird dabei ein Herzog Stephan der JĂŒngere von Reichersbeuern erwĂ€hnt. Diese Hofmark sicherte den Fortbestand der Burg.
Aufgrund der dichten WĂ€lder und zahlreichen SĂŒmpfen, gestaltete sich die Viehzucht in Reichersbeuern aufgrund weniger WeideflĂ€chen als schwierig. Hauptnahrung der Burgbewohner waren dabei vor allem Fische, die in den umliegenden Weihern gezĂŒchtet wurden. Aufgrund der geringen Tiefe erfroren jedoch viele Fische im Winter, die Jagd stellte daher eine weitere, wichtige Quelle dar. Auch aufgrund der Jagdgebiete ertauschte Herzog Stephan III. 1388 die Burg, die Hofmark und den Burgstall Hoheneck. Otto II. von Pienzenau, der die Burg 1371 beim Tod seines Vaters ĂŒbernahm, erhielt dafĂŒr das Schloss Hartmannsberg.
1341 begann ein Jahrzehnte andauernder Streit um Jagd- und Holzschlagerechte am Karberg, zwischen den jeweiligen Hofmarksherren von Reichersbeuern und dem Gerichtspfleger von Tölz. Die Herren von Reichersbeuern, Eckprecht und Alban IV., einigten sich in einem Vergleich vor einem Gericht Kaiser Ludwigs des Baiern. Sie verkauften den zur Burg gehörenden Bergwald an das Kloster Tegernsee, unter der Bedingung, dass die Einwohner von Reichersbeuern und Greiling dessen Holz weiterhin zum Eigenbedarf nutzen dĂŒrfen. Als die Burg an die Wittelsbacher fiel, nahmen diese von ihrem Recht Gebrauch, am Berg Holz zu schlagen. Nach der Zerstörung der ersten Tölzer Burg beim âGroĂen Brandâ lieĂ Herzog Albrecht III. ab 1454 in Tölz ein neues Schloss erbauen. Das Holz dafĂŒr lieĂ er dem Karberg entnehmen. Nach Jahrzehnten der BautĂ€tigkeit erhob Jakob TĂ€nzl von Tratzberg, der neue Besitzer der Burg Reichersbeuern, Einspruch gegen diesen Holzschlag. Der Tölzer Pfleger, der die Interessen des Herzogs vertrat, verwies auf Gewohnheitsrecht. TĂ€nzl von Tratzberg hingegen berief sich auf bestehende Besitzrechte. Das Hofkammergericht lehnte TĂ€nzl von Tratzbergs Anliegen jedoch ab.
Aus Dankbarkeit fĂŒr die Treue beim Kampf gegen den Löwlerbund belehnte Herzog Albrecht IV. Kaspar II. Winzerer mit der Hofmark. Der Pfandschilling verblieb jedoch bei der Wittib Christina Maxlrainer von Hohenburg, der Schwiegermutter Wolfgang von Schellenbergs. Aufgrund finanzieller Probleme verĂ€uĂerte Kaspar III. Winzerer die Burg an Veit Jakob von Tratzberg, die Kaufabrede kam aber zwischen ihm und Wolfgang von Schellenberg zustande. Die Familie TĂ€nzl stammte aus Innsbruck, wo GroĂvater Jakob II. TĂ€nzl Ritter, RatsbĂŒrger, Kirchenprobst und BĂŒrgermeister (1437â1477) war. Sein Sohn Christian TĂ€nzl (1448â1491), der Vater des spĂ€teren Reichersbeurer Schlossbesitzers, erlangte durch Silberbergwerke am Falkenstein in Schwaz groĂen Reichtum und erwarb zahlreiche Anwesen. Nach seinem Tod erbten seine Söhne Jakob und Simon TĂ€nzl ein stattliches Vermögen. Jakob TĂ€nzl, Pfleger auf der Rottenburg, zu Rattenberg und zu Aibling wird urkundlich zwischen 1490 und 1530 genannt. 1498 tauschten die BrĂŒder Burg Berneck und die Fischweid des Kaunerbaches gegen Schloss Tratzberg mit Kaiser Maximilian I. Nachdem dieses Schloss 1480 von einem Brand verheert wurde, begannen sie mit ausgiebigen Restaurierungsarbeiten und UmbaumaĂnahmen. Nach 1500 setzten sie diese in der mittlerweile ziemlich verwahrlosten Burg Reichersbeuern fort, wobei sie diese im Stil der frĂŒhen Renaissance zu einem Wasserschloss umgestalteten. Die Ausstattung entsprach der von Schloss Tratzberg, wie die bis heute erhaltene Kapelle, die Kassettendecken sowie die Ausstattung der beiden EcktĂŒrme zeigen. Der heutige Haupteingang kam erst spĂ€ter hinzu. Der damalige Eingang des Schloss begann an der Wendeltreppe im Zentrum der Burg, die einen der Ă€ltesten bestehenden Teile des Schlosses darstellt. Die Schlosskapelle lieĂ TĂ€nzl erbauen und erhielt 1516 eine Ablass-Verleihung durch mehrere KardinĂ€le.
Veit Jakob von TĂ€nzl galt den Wittelsbachern aufgrund seiner Tiroler Herkunft dennoch als Dorn im Auge. ZunĂ€chst zugesprochene Fischrechte am Walchensee wurden ihm rasch wieder aberkannt. Mit dem Erwerb der Burg Reichersbeuern erhielt er zwar auch Rechte zur Nutzung von Scharwerken und das Recht, Steuern zu erheben, dennoch trat er nie als Unterzeichner von Urkunden in Bezug auf die Hofmark auf. Daher scheint ihm die Jurisdiktion nicht zugesprochen worden zu sein. Seine Bestrebungen, ein weiteres Schloss bauen zu können, scheiterten ebenfalls. Sein GeschĂ€ftssinn zeigte sich jedoch daran, dass er MĂŒhlen und den Nagelbach bei Tölz erstand, dass er 1519 den Stallauer Weiher zur Fischzucht anlegen lieĂ und massiv FlöĂerei förderte, wozu er vor allem FlöĂer aus Lenggries beauftragte. Da er keine eigenen Kinder hatte, erbten nach seinem Tod am 16. April 1530 seine Neffen, die Söhne seines Bruders, seine GĂŒter. Da sie ĂŒber die Aufteilung der GĂŒter heillos zerstritten waren, verfiel der bestehende Reichtum rasch. In den 1550er Jahren wurden alle Besitzungen in Tirol verĂ€uĂert. Ab 1573 lebten sie in Unterwallbach, beim schwĂ€bischen Burgau, als völlig verarmte Landadelige zog sich die Familie rund 100 Jahre spĂ€ter nach Oberbechingen zurĂŒck.
Die MĂŒnchner Patrizierfamilie Rudolf erwarb 1519 die Burg Reichersbeuern und weitere GĂŒter noch von Veit Jakob von TĂ€nzl, die den Streit um den Karberg fortsetzten. Der damalige Besitzer Georg Rudolf beklagte sich ĂŒber den Holzfrevel vieler Tölzer BĂŒrger in seinem Wald und berief sich dabei auch darauf, dass einige von ihnen deswegen zu Haftstrafen verurteilt wurden. Der Tölzer Pflegsrichter hingegen verwies darauf, der Bachlauf der Langen GaiĂach sei die Grenze des Tölzer Gebiets. Da diese den Karberg umflieĂt, stehe der Karberg unter Tölzer Pflege, weswegen allein den Tölzern das Holz-, Jagd- und Fischrecht in diesem Gebiet zustehe. Georg Rudolf machte als Gebietsanspruch allerdings als Grenze die Ruhrgasse geltend, die seinem Einfluss unterstehe. Mit zunehmender Dauer wurden diese Auseinandersetzungen differenzierter und komplexer. Die Reichersbeurer beriefen sich zudem auf erste Besiedelungen des Gebiets, die Tölzer verwiesen immer wieder auf das Gewohnheitsrecht. Auch Kaspar II. Winzerer wies die Greilinger an, Holz fĂŒr Tölz vom Karberg zu holen. Diesem Beispiel folgte auch Kaspar III. Winzerer, nachdem das Holz am Reutberg aufgrund starker Rodungen rar wurde. Der Streit dauerte bis 1553 an und endete vor einem MĂŒnchner Gericht mit einem Sieg der Reichersbeurer Hofmarksherren. Die Hofmarksgrenze wurde so festgelegt, wie sie heute noch der Gemeindegrenze entspricht. Zwar durften die Tölzer kein Holz vom Karberg mehr nutzen, den Greilinger Bauern sprach man dieses Recht jedoch zu, die einerseits zur Hofmark Reichersbeuern, andererseits dem Landgericht Tölz angehörten.
Georg Rudolfs Sohn Augustin betrieb massive Ănderungen bezĂŒglich der finanziellen und hoheitsrechtlichen VerhĂ€ltnisse. Seine ausgeĂŒbte Patrimonialgerichtsbarkeit geriet in Konflikt mit dem Herzog, der die niedere Gerichtsbarkeit ĂŒber Einzelhöfe dem Tölzer Landgericht zugesprochen hatte. Zudem Ă€rgerte sich der Herzog darĂŒber, dass Augustin Rudolf seine Jagd in der Hofmark einschrĂ€nkte. Durch die Auseinandersetzungen mit den Wittelsbachern verarmte die einst reiche Familie Rudolf zunehmend. 1558 verkaufte Augustin den Stallauer Weiher an Abt Ludwig von Benediktbeuern. Der letzte Rudolf starb 1592 völlig mittellos.
Offenbar wurden die KaufvertrĂ€ge zwischen Christina von Maxlrain-Hohenburg, bzw. Wolfgang von Schellenburg und Veit Jakob TĂ€nzl, nicht völlig abgeschlossen oder zumindest ein Vorkaufsrecht eingerĂ€umt. Denn so machten die Hohenburger nach Augustins Tod 1562/63 AnsprĂŒche auf Burg Reichersbeuern geltend. Enkel Dionys von Schellenberg, herzoglicher Pfleger von Haag, erlangte in den 1560er Jahren die BesitztĂŒmer der Erben der Rudolfs. Als AnhĂ€nger der Gegenreformation unter Albrecht V. ging er als Reichersbeurer Hofmarksherr streng vor.
Dionys von Schellenberg starb 1577 kinderlos, die Pienzenauer gewannen Schloss und Hofmark zurĂŒck. Dabei wurde auch die Pfandschuld zwischen Kaspar II. Winzerer und Christina von Maxlrain eingelöst. Bereits 1570 erbte Christoph II. von Pienzenau die Hofmark Sachsenkam, da der vorherige Besitzer, Kaspar III. Winzerer aufgrund von Verletzungen von einem Ritterturnier verstarb. Seine Söhne waren bereits verstorben, seine Tochter Cordula mit Hanns Kaspar von Pienzenau auf Schloss Zinneberg vermĂ€hlt. Christoph II. von Pienzenau war der zweite Sohn diese Ehe, ab 1561 Hofmeister der herzoglichen Prinzen von Bayern, 1567 KĂ€mmerer des Stiftes Tegernsee und 1573 zudem Lehensprobt und Hofmeister des Bischofs von Freising. 1575 wurde er zum höchsten Beamten des Landes ernannt und ĂŒbernahm den Vorsitz des Geheimen Staatsrates. 1577 erwarb er schlieĂlich Schloss Reichersbeuern und die Hofmark, es kam zum Zusammenschluss mit der Hofmark Sachsenkam. Christoph II. starb am 26. Juli 1578 und wurde in der Familiengruft in Ebersberg an der Seite von sechs seiner sieben Kinder beigesetzt.
Die einzige Ăberlebende aus seiner Ehe mit Sophie von Closen, einem alten Adelsgeschlecht aus Gern bei Eggenfelden, war seine Tochter Anna von Pienzenau. Diese heiratete 1579 Freiherr Johann Baptist von Guidoboni-Cavalchini. Dieser war italienischer Edelmann aus der Gegend von Genua und als Kavalier am bayerischen Hofe unter Wilhelm V. angestellt. Von diesem erhielt er 1578 Lichtenberg als Lehen. Christoph II. war ein Freund des Herzogs, seine Tochter Anna ihm daher wohlbekannt. Nach der Heirat mit Anna von Pienzenau wurde Johann Baptist von Guidoboni-Cavalchini 1581 als Nachfolger seiner Schwiegermutter Sophie vom Kloster Tegernsee als LehenstrĂ€ger von Schloss und Hofmark Reichersbeuern bestĂ€tigt.
1585 erhielt Johann Baptist das Pflegeamt Tölz, die Jurisdikation ĂŒbte er jedoch nicht aus. In der Tölzer Stadtpfarrkirche lieĂ er fĂŒr sich und seine Frau eine GrabstĂ€tte in der Winzererkapelle errichten. Er starb am 13. Mai 1603, seine Witwe und Erbin aller Hofmarken stiftete 1612 einen Jahrtag mit Quatembermesse, begleitet von groĂzĂŒgigen milden Gaben an alte Leute und arme Kinder Sachsenkams. Anna heirate 1604 erneut, diesmal Jakob Papafaba Graf von Carrara und Aquilara, den Mundschenk des Herzogs, der einer Adelsfamilie aus Padua entstammte. Dass sie erneut einen Italiener, einen Welschen heiratete, betrachtete der Herzog mit MissvergnĂŒgen. Jakob Papafaba galt als unangenehme Person, das Tragen des Titels Graf von Carrara und Aquilara wurde ihm untersagt. Auseinandersetzungen mit anderen Adeligen, wie 1607 mit Hofrat Hans Christoph von Preysing, prĂ€gten ebenso seinen Ruf, wie die Tatsache, dass seine Frau ĂŒber âvorgefallene Handlungenâ ihr gegenĂŒber klagte, worĂŒber am 4. Juli 1609 gar der Hofrat in MĂŒnchen beriet. GemÀà dem Hofratsprotokoll vom 17. August 1609 floh Jakob Papafaba ĂŒberstĂŒrzt nach Italien, mit seiner Frau geraubten SchĂ€tze. Er soll geplant haben, zusammen mit MittĂ€tern, seine Frau zu ermorden und entzog sich durch Flucht seiner Verhaftung. Er kehrte nie mehr nach Bayern zurĂŒck, sein weiteres Schicksal blieb unklar. Fortan wurde GrĂ€fin Anna als Inhabern der Hofmark bezeichnet. Nach der Flucht ihres Mannes Ă€nderte sich jedoch nicht die ablehnende Haltung des Herzogs zu ihr. Er wollte keine Frau als Inhabern einer Hofmark dulden, wenn diese mit einem AuslĂ€nder oder UnfĂ€higen verheiratet ist und revidierte die Edelmannsfreiheiten von Herzog Albrecht.
Der damals verbreiteten Begeisterung fĂŒr die Loretowallfahrt folgten auch Graf Papafaba und seine Gemahlin Anna 1605. Auf dem Reutberg sollte eine WallfahrtsstĂ€tte nach diesem Muster entstehen. Die Erlaubnis des Bischofs von Freising und des Herzoges wurden eingeholt und die Kapelle, einen maĂstabsgetreuen Nachbau der Santa Casa, wurde 1606 geweiht. Der Bau entstand gegen den Willen der Bauernschaft, die sich vom Grafen fĂŒr ihr Scharwerk ausgenutzt, zu schlecht behandelt und versorgt fĂŒhlten. Beim Herzog reichten sie daher Klage ein. 1615 veranlasste Anna den Bau des Klosters Reutberg. Nach den fĂŒr sie belastenden Ereignissen des Jahres 1609 gab sie ein Gelöbnis an die Jungfrau Maria, aus ihren Mitteln ein Kloster zu errichten.
Anna Papafaba wurde nach ihrem Tod in der Winzererkapelle in Tölz neben ihrem ersten Mann bestattet. 1617 erhielt sie durch Dekret die Edelmannsfreiheiten zurĂŒck. Zu gleichen Teilen erbten ihr Vetter Christoph von Closen, sowie Guidibonis Cousin Albrecht Niklas Guidiboni das Schloss und die Hofmarken Reichersbeuern und Sachsenkam. Aufgrund der hohen Verschuldung beider Hofmarken waren sie gezwungen, beide am 12. November 1627 zu verkaufen. So gelangte es in Besitz von Freiherrn Johann Christoph von Preysing auf Hohenaschau.
Der Kauf des Schlosses durch Christoph von Preysing leitete eine neue Ăra ein, da Schloss blieb fĂŒr mehr als 200 Jahre in Familienbesitz, wobei diese wesentlichen Anteil am Erhalt des Schlosses haben.
Im Mai 1938 zog der PĂ€dagoge Max Rill mit 43 SchĂŒlerinnen im Schloss ein, um seine humanistisch reformerische PĂ€dagogik des gemeinsamen Lebens und Lernens zu verwirklichen. Max Rill war seit 1937 Mitglied der NSDAP. 1943 wurde die Schule verstaatlicht und Rill verbeamtet, 1944 im Schloss ein Lazarett eingerichtet und die Schule vorĂŒbergehend geschlossen. Im Zuge der Entnazifizierung nach dem Krieg wurde Rill als MitlĂ€ufer eingestuft. Aufgrund einer anonymen Anzeige kam es 1947 zu einem Wiederaufnahmeverfahren, das klĂ€ren sollte, ob Rill nicht eher als âBelasteterâ einzustufen sei. Vor dem fĂŒr den Landkreis Bad Tölz zustĂ€ndigen Spruchkammerverfahren bestĂ€tigten Zeugen Rill jedoch einen politikfreien Unterricht und einwandfreies Verhalten. Teile der Anklage verwiesen auf die Fraternisierung der SchĂŒlerinnen mit Angehörigen der Tölzer SS-Junkerschule, wie bei regelmĂ€Ăigen gemeinsamen Tanzstunden. Zwar waren an der Schule heimlich auch jĂŒdische Mischlingskinder gemeldet, aber auch Kinder hochrangiger Nationalsozialisten, wie die Nichte von Rudolf HeĂ und als prominenteste SchĂŒlerin, Gudrun Himmler.
Bis heute wird das Schloss von der Max-Rill-Schule als Gymnasium einschlieĂlich Internat genutzt und 2018 feierte die Max-Rill-Schule ihr 80-jĂ€hriges Bestehen.
Useful information
Gratis
info@max-rill-gym.de
- Das Schloss wird als Schule genutzt
- Der Besuch ist nur fĂŒr Studenten
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