Salem Abbey
Tübingen Baden-Württemberg Germany
castle, chateau
Reichsabtei Salem
Tübingen Baden-Württemberg Germany
castle, chateau
Salem Abbey (Kloster or Reichskloster Salem), also known as Salmansweiler and in Latin as Salomonis Villa, was a very prominent Cistercian monastery in Salem in the district of Bodensee about ten miles from Konstanz, Baden-Württemberg, Germany
Die Reichsabtei Salem in der heutigen Gemeinde Salem im Linzgau (Baden-Württemberg) war ein Kloster des Zisterzienserordens und eine der wohlhabendsten und bedeutendsten reichsunmittelbaren Abteien des Bodenseeraums
Previous names
Salem Abbey, Reichsabtei Salem
Description
Salem Abbey (Kloster or Reichskloster Salem), also known as Salmansweiler and in Latin as Salomonis Villa, was a very prominent Cistercian monastery in Salem in the district of Bodensee about ten miles from Konstanz, Baden-Württemberg, Germany. The buildings are now owned by the State of Baden-Württemberg and are open for tours as the Salem Monastery and Palace. The abbey was founded in 1136 by Gunthram of Adelsreute (d. 1138) as a daughter house of Lützel Abbey in Alsace, in the foundation of which Gunthram had also been involved. Lützel was a daughter house of Bellevaux Abbey, in its turn the first daughter house of Morimond. Blessed Frowin of Bellevaux, formerly the travelling companion and interpreter of Bernard of Clairvaux, became the first abbot of Salem. He had been professed at Bellevaux, and was of the colony sent to found Lützel, and this has caused some misunderstandings in the past to the effect that Salem was founded from Bellevaux rather than from Lützel. The abbey soon became very prosperous. Extensive and magnificent buildings, erected in three squares, and a splendid church were constructed between 1182 and 1311. Salem was noted as the richest and most beautiful monastery in Germany, being particularly renowned for its hospitality. Amongst its greatest benefactors and patrons were Conrad of Swabia and Frederick Barbarossa. The former placed the abbey under the special protection of himself and his successors, whence the title of "Imperial abbey" ("Reichsabtei" or "Reichskloster" — independent from all territorial lordship bar that of the emperor alone) which was renewed several times under Barbarossa and his successors. Pope Innocent II also took the abbey under his particular patronage. Its growth was continuous; after having made three important foundations — Raitenhauslach Abbey (1143), Wettingen Abbey or Stella Maris (1227), and Königsbronn Abbey (1303) — it still numbered 285 monks at the beginning of the 14th century. Its abbot, from 1454 on, was privileged to confer subdeaconship on his monks. Andreas Brugger: Great fire of Salem, 9 March 1697. Oil painting. The abbey gradually declined, and with the exception of the church was almost entirely destroyed by a fire in 1697. Rebuilding started immediately and Salem was reconstructed as an impressive Baroque complex. Later in the century the abbey undertook between 1746 and 1749 the development of the pilgrimage church of Birnau under the supervision of Peter Thumb. Caspar Oexle, who, as librarian, had increased the library to 30,000 volumes and a great number of manuscripts, was elected abbot in March 1802. In September of the same year the abbey was suppressed and given to the Margrave of Baden, while the library was added to that of Petershausen Abbey, and finally sold to the University of Heidelberg. The church, known as Salem Minster ("Salemer Münster"), a Gothic structure which escaped the fire of 1697, became a parish church; but the famous grand tower with its fifteen bells, the largest weighing 10,000 lb, was destroyed in 1805–07. Following the Reichsdeputationshauptschluss 1803 and the nearly complete secularization in Germany the history of the monastery ended and the monks left the abbey. The other abbey buildings were used as the castle of the Grand Dukes of Baden, and the site was from then on known as Schloss Salem. In 1920, part of the castle premises were acquired for use as a boarding school, which continues to this day as the Schule Schloss Salem.
Die Reichsabtei Salem in der heutigen Gemeinde Salem im Linzgau (Baden-Württemberg) war ein Kloster des Zisterzienserordens und eine der wohlhabendsten und bedeutendsten reichsunmittelbaren Abteien des Bodenseeraums. Das 1137/1138 gegründete Kloster konnte im späten Mittelalter seine Privilegien und die Stellung innerhalb des Ordens weit ausbauen. Im 17. Jahrhundert von Kriegen bedrängt und durch einen Brand fast vollständig zerstört, erlebte es im 18. Jahrhundert seine zweite Blütezeit als Zentrum des südwestdeutschen Rokoko mit dem Bau der Wallfahrtskirche Birnau und der Gründung der ersten Sparkasse Deutschlands. Die weitläufige barocke Klosteranlage (erbaut 1697–1706 von Franz Beer) mit dem hochgotischen Salemer Münster (ca. 1285–1414) ging 1802 durch Säkularisation in den Besitz der Markgrafen von Baden über. Seither trägt die Anlage den Namen „Schloss Salem“ und dient als Wohnsitz der markgräflichen Familie sowie seit 1920 als Sitz des Internats Schule Schloss Salem. Im Frühjahr 2009 veräußerte das Haus Baden den größten Teil der Anlage an das Land Baden-Württemberg. Die Gründung Salems fällt in die Wirkungszeit des Bernhard von Clairvaux (* um 1090; † 1153), dem es binnen weniger Jahrzehnte gelang, den Orden der Zisterzienser über ganz Mitteleuropa auszubreiten. (Bernhard von Clairvaux hat Salem selbst nie besucht; Frowin, der erste Abt von Salem, soll Bernhard jedoch noch gekannt und ihn 1146 als Dolmetscher auf der Werbungsreise für den Zweiten Kreuzzug begleitet haben.) Die Zisterzienser waren in fünf Primarabteien zentral organisiert und besiedelten von Frankreich aus systematisch und fast flächendeckend das Römische Reich und die angrenzenden Länder. Salem entstand durch Filiation aus dem Kloster Lützel im Elsass (gegründet 1123/1124), das eine Gründung von Kloster Bellevaux (Franche-Comté) war. Bellevaux wiederum war das erste Tochterkloster der Primarabtei Morimond. Salem war damit die erste Niederlassung der Zisterzienser im nördlichen Bodenseeraum und eine der ersten Gründungen im Römischen Reich, die von Morimond abstammten. Die Chroniken des Klosters berichten, dass sich der Freiherr und Ritter Guntram von Adelsreute (siehe Herrschaft Adelsreuth) im Jahr 1134 an den Abt von Lützel wandte, um einen Teil seiner Güter zur Gründung eines Klosters zu stiften. Guntrams Schenkung umfasste einige verstreute Grundstücke von insgesamt etwa 200 Hektar Fläche, die teilweise bereits besiedelt oder als Felder bestellt waren. Das Landstück, auf dem das Kloster erbaut wurde, lag sechs Kilometer landeinwärts vom Ufer des Bodensees in der Talsenke der Linzer Aach. Dort befand sich bereits die fränkische Siedlung Salemanneswilare (später: Salmannsweiler) mit einer kleinen Kapelle. Das Kloster lag also nicht in abgeschiedener Wildnis, wie es der Orden für Neugründungen eigentlich vorschrieb, sondern inmitten eines kleinteiligen und weitverzweigten Systems von besitzrechtlich aufgeteilten Gebieten. Dennoch bot das sumpfige Land noch Möglichkeiten, den kolonisatorischen Ehrgeiz zu befriedigen. Das Kloster Lützel hatte zunächst Bedenken wegen der geringen Größe und der weiten Streuung der gestifteten Grundstücke. Schließlich entsandte man 1137 den erforderlichen Gründungskonvent von zwölf Mönchen und einigen Laienbrüdern unter dem designierten Abt Frowin nach Salmannsweiler, um Unterkünfte und Werkstätten zu errichten. Im Jahr 1137 oder 1138 wurde Salem zur Abtei erhoben. Bis heute gibt es unterschiedliche Auffassungen über das tatsächliche Gründungsjahr Salems. Sowohl die Datierung der Stiftung (1134) wie auch der Erhebung zur Abtei sind nicht in Urkunden überliefert, sondern nur in einer Chronik des 13. Jahrhunderts. Neuere Forschungen nennen den 15. Mai 1138, den Sonntag nach Christi Himmelfahrt, als Gründungstag. In der Klostertradition wurde 1134 (aber teilweise auch 1137) als Gründungsjahr bezeichnet, so dass das 850-jährige Jubiläum der Abtei 1984 begangen wurde. Diese Frage ist nicht nur für die Geschichtsschreibung interessant, sondern war auch für das Kloster selbst von Bedeutung, da das Alter der Abtei die ordensinterne Rangfolge der Klöster bestimmte. Das Kloster in Salemanneswilare erhielt den geistlichen Namen „Salem“ nach dem biblischen „Ort des Friedens“, der im Alten Testament als Sitz des Königs Melchisedek genannt wird (1. Mose 14,18; Ps. 76,2). Das biblische Salem wurde im Mittelalter als älterer Name von Jerusalem gedeutet. Das Kloster Salem wurde daher in künstlerischen Allegorien immer mit dem Himmlischen Jerusalem in Verbindung gebracht. Die Namen Salem und Salmannsweiler wurden bis ins 18. Jahrhundert gleichwertig nebeneinander benutzt. Ausgerechnet die Säkularisation ließ 1804 den weltlichen Namen in Vergessenheit geraten und machte den geistlichen Namen zum Ortsnamen der Gemeinde. Guntrams Stiftung war politisch motiviert: Durch ihn war Salem wie das Mutterkloster in Lützel den Staufern verbunden. Im Machtkampf zwischen Staufern und Welfen sorgte die Gründung dafür, dass erstere, die im Bodenseeumland in Altdorf, Ravensburg, Buchhorn, Insel Reichenau und Kreuzlingen bereits wichtige Stützpunkte ihrer Macht besaßen, ihren Einfluss über das nordwestliche Bodenseegebiet ausdehnen konnten. Rasch folgte daher die rechtliche Konsolidierung: 1142 wurde Salem vom Stauferkönig Konrad III. zur Reichsabtei erhoben; dessen Thronfolger Friedrich Barbarossa bestätigte die Privilegien. Die unmittelbaren Nachbarn des Klosters billigten die Gründung, bot sie doch Unterstützung gegen die welfischen Grafen von Pfullendorf. Durch die urkundlich verbrieften Rechte war Salem von anderen Vogteien freigestellt und hatte den König des römisch-deutschen Reiches als direkten Schutzherrn – eine Position, die die Salemer Äbte zu sichern und im Laufe der Zeit auszubauen wussten. Als im Jahr 1198 der Staufer Philipp von Schwaben und der Welfe Otto von Braunschweig von ihren jeweiligen Fraktionen zu konkurrierenden Königen des römisch-deutschen Reiches gewählt wurden, schlug sich Salem auf die Seite des Staufers. Papst Innozenz III. bestätigte jedoch 1201 Otto IV. als neuen König. Abt Eberhard von Rohrdorf suchte daher Unterstützung bei Eberhard II., dem Erzbischof von Salzburg. Gemeinsam versuchten sie, Papst Innozenz III. zur Anerkennung der staufischen Nachfolge zu bewegen, was jedoch nicht gelang. Als Philipp von Schwaben 1208 ermordet wurde, bekannte sich auch Salem offiziell zu Otto IV., der im Gegenzug die Abtei in ihren Rechten bestätigte. Dennoch hielt Salem weiterhin insgeheim Kontakt zum staufischen Thronfolger Friedrich II. Die Treue zahlte sich aus: Der Staufer, 1211 in Bamberg zum Kaiser gewählt und 1219 schließlich auch von den Welfen anerkannt, dankte Salem die Treue durch eine Fülle von Schutzurkunden. Der Schutz der Staufer verhalf Salem unter Abt Eberhard von Rohrdorf (1191–1240) zu einer erstaunlichen wirtschaftlichen Blüte. Eberhard gelang es, den vorhandenen Streubesitz in klösterlich verwaltete Grangien zusammenzuführen. Zum ersten Mal erwirtschaftete das Kloster große Überschüsse, die wieder in Grundbesitz investiert wurden. Die Überproduktion an Obst, Getreide und Fischen wurde in abgabenfreien Stadthöfen unter anderem in Konstanz, Überlingen, Ehingen und Esslingen abgesetzt. Mit dem Gut Maurach, direkt am Ufer des Bodensees gelegen, sicherte sich Salem auch einen Zugang zur Güterschifffahrt und Handelswege, um die produzierten Waren abzusetzen. Zahlreiche Adelige überschrieben dem Kloster einen Teil ihres Besitzes. Darunter war eine Saline bei Hallein, die Erzbischof Eberhard II. von Salzburg im Jahr 1201 dem Kloster schenkte und zugleich den zollfreien Transport des geförderten Salzes garantierte, womit eine wichtige Einkommensquelle erschlossen war. Gut ausgebildete Salemer Laienbrüder übernahmen nach und nach die Verwaltung der gesamten erzbischöflichen Salinen. Im Gegenzug eröffneten sich für die Salzförderung neue Absatzmärkte im Westen des Reichs. In kirchenrechtlicher Hinsicht lag das neu gegründete Kloster Salem in der Diözese des Bischofs von Konstanz. Nachdem Papst Innozenz II. das Kloster bereits 1140 anerkannt hatte, erhob es Papst Alexander III. im Jahr 1178 zur Konsistorialabtei, womit es direkt dem Heiligen Stuhl unterstellt war und neu gewählte Äbte nicht mehr vom örtlichen Bischof, sondern nur vom Papst bestätigt werden mussten. Abt Eberhard von Rohrdorf sicherte sein Kloster weiter gegen Ansprüche des Konstanzer Bischofs ab, indem er ein Bündnis mit dem Erzbistum Salzburg schloss und ihm den Grund und Boden des Klosters übertrug. Im Jahr 1201 wurde Salzburg daher „Mutter und Herrin“ von Salem. Es ist jedoch fraglich, worin die kirchenrechtliche Änderung bestand, da Salem weiterhin die Rechte als Konsistorialabtei wahrte. Der wahre Nutzen bestand vor allem in politischem Beistand und gegenseitiger wirtschaftlicher Förderung. Eberhard II. trat auch die inoffizielle Nachfolge der Stifterfamilie an, deren letzte Nachfahrin Mathilde von Adelsreute im Jahr 1192 gestorben war. In der Folge wurde er daher in Salem als „zweiter Stifter“ verehrt. Die guten Beziehungen des Klosters zum Heiligen Stuhl verhalfen dem Kloster 1384 zu dem selten vergebenen Privileg, die Pontifikalinsignien Mitra, Brustkreuz und Papstring in das Wappen des Klosters und seiner Filiationen aufzunehmen. Binnen der ersten anderthalb Jahrhunderte der Klostergeschichte besiedelten Salemer Delegationen drei Filiationen: Die erste war das 1143 gestiftete bayerische Kloster Raitenhaslach, dessen Besiedelung durch Salemer Mönche zwar nicht direkt dokumentiert, doch durch das unangefochtene Visitationsrecht ausreichend belegt ist. Das um 1158 vom Kloster Frienisberg besiedelte Kloster Tennenbach bei Freiburg im Breisgau wurde Salem 1182 als „unechte“ Tochter inkorporiert. Die zweite eigene Gründung war das 1227 gegründete Wettingen in der Nordschweiz. Die große Ausbreitungswelle des Ordens hatte bereits stark nachgelassen, als der Habsburger Albrecht I. im Jahr 1303 das Kloster Königsbronn stiftete und Salem zur Besiedelung anbot, um die Kirchenpolitik Rudolfs I. fortzuführen. Besonders Abt Eberhard von Rohrdorf machte sich auch um die Anerkennung der Zisterzienserinnen verdient. Der zisterziensischen Ordensleitung fiel die Akzeptanz von Frauenklöstern in den Jahren um 1200 noch schwer, so dass sogar Verbote für Neugründungen ausgesprochen wurden. Abt Eberhard leistete hier Pionierarbeit und nahm 1217 das fünf Jahre zuvor gegründete Frauenkloster Wald in seine Obhut. Im Laufe des 13. Jahrhunderts folgten weitere Frauenklöster in Rottenmünster, Baindt, Heiligkreuztal, Heggbach und Gutenzell in Oberschwaben sowie die Thurgauer Konvente Feldbach und Kalchrain. Das Visitationsrecht über diese Klöster behielt Salem, sofern diese nicht zuvor aufgelöst wurden, bis zu seiner eigenen Schließung. Im Schwäbischen Reichsprälatenkollegium sollten einige der Frauenklöster später sogar politisches Gewicht bekommen. Nach dem Niedergang der Staufer begann das politische Chaos des Interregnums (1254–1273), in dem Salem auf Selbstschutz angewiesen war und herbe wirtschaftliche Einbußen erlitt. Der regionale Adel focht einstige Schenkungen an oder beschlagnahmte sie einfach. Bereits kurz nach der Wahl von König Rudolf I. im Jahr 1273, die zumindest vorübergehend Frieden ins Reich bringen sollte, knüpfte Salem daher enge Beziehungen zum Hause Habsburg. Rudolf bot seinen Schutz an, da die Reichsklöster eine wichtige Rolle in seinem politischen Plan spielten, das Herzogtum Schwaben wiederherzustellen. Für Salem wiederum war diese Verbindung die gebotene Möglichkeit, das Überleben der Abtei zu sichern. Unter Habsburger Protektion begann 1275 eine zweite Epoche der Prosperität, die bis etwa 1320 anhielt. Um 1300 gehörte Salem zu den größten und reichsten Klöstern in weitem Umkreis; es besaß Fischrechte im Bodensee sowie Güter in über 100 km Umkreis, unter anderem bei Ulm, Biberach an der Riß, Saulgau und Meersburg. Die im Interregnum verloren gegangenen Besitztümer wurden weitgehend wieder dem Kloster überschrieben und urkundlich abgesichert. Um 1285 wurde dank der neu erreichten Finanzkraft mit dem Bau des Salemer Münsters begonnen, das jedoch, nach einem durch Geldmangel und Pestepidemien ausgelösten Baustopp, erst um 1425 vollendet werden konnte. Für das Kloster bedeutete die enge Bindung an das Reich zumindest theoretisch Stabilität und Schutz gegen Ansprüche des örtlichen Adels und die anderen Reichsstände. Die verbriefte Sicherheit war jedoch in der Praxis wenig verlässlich. Während der Regentschaft des Papstgegners Ludwig des Bayern von 1314 bis 1347 war Salem sogar ganz auf Selbstschutz angewiesen. Die Angebote regionaler Adeliger, die Vogtei über Salem zu übernehmen, lehnte das Kloster stets ab, waren solche Offerten doch mit Besitz- und Herrschaftsansprüchen verbunden. Besonders hartnäckig waren die benachbarten Grafen von Heiligenberg, die bis ins 17. Jahrhundert immer wieder versuchten, rechtliche Ansprüche auf Salemer Besitz geltend zu machen, Salemer Untertanen zu pfänden oder gefangen zu nehmen und ihnen ihre Gerichtsbarkeit aufzuzwingen. Ludwigs Nachfolger König Karl IV. versuchte 1347 sogar das Kloster vollständig den Heiligenbergern zu überschreiben, musste diesen Schritt jedoch nach Protest aus Salem im folgenden Jahr rückgängig machen. Karl IV. nahm aber nicht nur diese Überschreibung zurück, sondern garantierte Salem noch weitere Privilegien: Eine Urkunde von 1354 verpflichtete die umliegenden Städte und den Adel zum Schutz des Klosters und gewährte diesem die niedere Gerichtsbarkeit über seine Bürger. Die Hohe Gerichtsbarkeit blieb bei der Landvogtei Oberschwaben, bis ein Vertrag zwischen Salem und Heiligenberg 1637 die Ländereien besitzrechtlich neu aufteilte und Salem die volle Rechtsgewalt über die meisten seiner Gebiete zusprach. Salem diente als Reichskloster auch den reisenden Kaisern gelegentlich als Unterkunft, was wiederum den politisch ehrgeizigen Äbten den Kontakt zu den Mächtigen erleichterte. So besuchte am 20. August 1485 Kaiser Friedrich III. das Kloster Salem. Wohl bei diesem Besuch gelang es dem Abt Johannes Stantenat, wichtige Privilegien auszuhandeln: Ein kaiserlicher Freibrief vom 26. Mai 1487 gestattete dem Kloster, fortan von seinen Untertanen Steuern zu erheben und säumige Zahler selbst zu bestrafen. Zusätzlich durfte Salem nun seinen Schutzvogt selbst wählen und wieder absetzen. Damit hatte Salem die volle Reichsunmittelbarkeit mit den meisten Privilegien eines Reichsstands erlangt. Hatte das Kloster nach seiner Gründung noch als politisches Instrument gedient, war es ihm nun gelungen, durch seine Privilegien die größtmögliche Autonomie zu erreichen. Kaiser Karl V. bestätigte auf dem Reichstag zu Worms 1521 noch einmal die Privilegien und den Schutz durch das Reich. Die reichspolitische Bedeutung Salems erreichte in diesen Jahren ihren Höhepunkt: In den Jahren 1500 und 1521 wurden die Salemer Äbte in das zwanzigköpfige Reichsregiment berufen, das unter Vorsitz des Königs die ständige Reichsregierung führen sollte. Seit etwa 1470 nahmen auch die Salemer Äbte erstmals regelmäßig an Reichstagen teil. Während andere Orden weit mehr Reichsprälaten stellten, erlangte unter den deutschen Zisterzienserklöstern neben Kaisheim nur Salem die unbestrittene Reichsstandschaft. Die Erhebung zur Fürstabtei gelang dabei keiner deutschen Zisterze. Salem war im Reichsfürstenrat des Reichstages nur durch die Stimme des Schwäbischen Reichsprälatenkollegiums vertreten. Dabei stand Salem an der Spitze der Rangfolge, konnte jedoch (mit einer Ausnahme: Abt Anselm II.) nie den Direktor dieses Kollegiums stellen. Die kaiserliche Protektion half zur selben Zeit, Übergriffe des mächtigsten Nachbarn zu verhindern: Der machtbewusste Johann von Weeze versuchte mehrfach, die Abtei zu entmachten und als Kommende dem Bistum Konstanz unterzuordnen. Die Eingliederung der altehrwürdigen Abtei Reichenau war Weeze im Jahr 1540 bereits gelungen, während Salem seine Unabhängigkeit gleich zwei Mal (1540 und 1562) mit kaiserlicher Hilfe bewahren konnte. Der tatsächliche Einfluss der Abtei auf die Reichspolitik war jedoch gering, so sehr man sich auch bemühte. Salems Beitrag bestand hauptsächlich aus der Zahlung von Kontributionen für die Kriegsführung des Reichs (Römermonat), zu der es als Reichsstand verpflichtet war. Nach der Zisterze Kaisheim leistete Salem gewöhnlich die höchsten Beiträge aller deutschen Abteien. Im Dreißigjährigen Krieg unterstützte Salem die Katholische Liga; später musste es Beiträge unter anderem für die Türkenkriege, den Spanischen Erbfolgekrieg (1701–1714) und den Pfälzer Erbfolgekrieg (1788–1797) aufbringen. Als Reichsstand hatte Salem zudem die Verpflichtung, ein Truppenkontingent zu unterhalten, das in Kriegszeiten dem Reich zur Verfügung stand. Möglicherweise gab es bereits im frühen 14. Jahrhundert eine solche Truppe; ab 1422 ist sie urkundlich belegt. Im 18. Jahrhundert umfasste sie etwa 60-80 einfache Soldaten sowie einige Offiziere, während in Kriegszeiten auch Reservisten zur Verfügung standen. Die kaiserliche Schirmherrschaft war dem Kloster gegen die eigenen Untertanen wenig von Nutzen. Die Klosterleitung hatte im 15. Jahrhundert in weit größerem Maße, als dies bei anderen Klöstern der Fall war, die Grundherrschaft über ihre Gebiete in eine umfassende Landesherrschaft umgewandelt und seinen Leibeigenen hohe Abgaben abverlangt. Weit strengere Auflagen als in anderen süddeutschen Territorien sollten wahrscheinlich die Bildung von Vermögen in der Bevölkerung verhindern. Die strengen Bestimmungen beschworen Konflikte herauf: Schon 1473 musste eine Auflehnung durch einen Vertrag zugunsten der Bevölkerung geschlichtet werden; 1515 wurde in Bermatingen sogar ein Mönch von Bauern erschlagen. Als 1524 der Deutsche Bauernkrieg ausbrach, ließen sich die aufständischen Bauern des Seehaufens vom Kloster verpflegen; nur das friedliche Ende der Aufstände im Linzgau verhinderte größere Plünderungen. Umgehend senkte das Kloster die Steuern, um künftigen Aufständen vorzubeugen. Die Reformation und die Ausbreitung des Protestantismus im 16. Jahrhundert war ein harter Schlag gegen den Zisterzienserorden. Von 109 deutschen Klöstern wurden rund 50 aufgelöst, darunter auch die salemitanische Tochtergründung Königsbronn. Salem lag auf katholischem Territorium und blieb daher bestehen. Umso mehr wuchs seine Bedeutung in der kleiner gewordenen deutschen Klosterlandschaft. Der Generalabt von Morimond bestimmte den Abt von Salem 1596 zum Generalvikar der Ordensprovinz Oberdeutschland mit dem Recht, selbst Äbte zu weihen. Im Bewusstsein dieser Vorreiterrolle unter den oberdeutschen Zisterzen betrieb Abt Thomas I. Wunn (1615–1647) die Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation. In den romanischen Ländern waren ähnliche Zusammenschlüsse bereits im 16. Jahrhundert entstanden. Im November 1617 einigten sich im Salem die Äbte von Salem, Wettingen, Tennenbach, St. Urban und Neuburg (bei Haguenau) sowie der Kommissar von Hauterive auf die Statuten der oberdeutschen Kongregation. Am 22. Januar 1619 wurden sie vom Generalkapitel in Cîteaux bestätigt. Salem wurde als Sitzungsort des Provinzialkapitels festgelegt; als erster Präses (Vicarius generalis Germanieae Superioris) wurde sein Salemer Initiator Thomas Wunn gewählt. Die in den Statuten vorgesehene philosophisch-theologische Akademie für Novizen nahm am 1. Januar 1625 in Salem den Studienbetrieb auf. So wurde Salem nicht nur zum organisatorischen Zentrum, sondern auch zur Ausbildungsstätte für die Novizen aller Abteien der Kongregation. Die Steuerausfälle und die Plünderungen in den Kriegen des 16. Jahrhunderts hatten die Finanzen der Abtei in eine Notlage gebracht. Größerer finanzieller Schaden entstand dem Kloster etwa im Schmalkaldischen Krieg (1546–1547), als durchziehende Truppen Schutzgelder erpressten oder sich von den Klöstern Unterkunft und Verpflegung stellen ließen. Die Verschuldung und hohe Reichssteuern zwangen das Kloster zum Verkauf ganzer Dörfer und Zehntrechte weit unter Preis. Die Wirtschaftslage der Abtei sollte sich erst im 18. Jahrhundert wieder erholen. Trotz der schwierigen Finanzlage und der Kriegshandlungen im Reich entschloss sich Abt Thomas I. Wunn direkt nach seinem Amtsantritt 1615 zu ausgedehnten Neubauten. Er dokumentierte nicht nur den Ehrgeiz des Abtes, sondern auch das gestiegene Selbstbewusstsein des Klosters. Der Wunn'sche Klosterkomplex war zu seiner Zeit eines der größten Bauprojekte der Bodenseeregion und orientierte sich in seiner äußeren Gestaltung an den feudalen Schlössern der umliegenden Grafschaften. Die großzügige Anlage ersetzte die alten, über Jahrhunderte gewachsenen und ausgebesserten Klosterbauten durch einen neuen, einheitlichen Gesamtbau, der in den folgenden Kriegsjahren allerdings schwere Schäden davontrug. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) geriet das Kloster zwischen die Fronten. Bereits im Vorfeld des Krieges mussten Truppen einquartiert und verpflegt werden, wobei die durchziehenden Soldaten oft plünderten und stahlen. 1610 wurde den Einwohnern der zum Kloster gehörenden Gebiete gestattet, eine „Volkswehr“ von 1500 Mann zu bilden und zu bewaffnen; im Jahr des eigentlichen Kriegsbeginns 1618 wurde sie jedoch wieder aufgelöst. Salem war 1609 der Katholischen Liga beigetreten, sperrte jedoch ab 1623 die Beitragszahlungen, weil Truppen der Liga wiederholt von Salem Kontributionen erpresst hatten und weil man fürchtete, dass das protestantische Württemberg bei einem Sieg mit einem Mitglied der Katholischen Liga kurzen Prozess machen würde. Die Schwedenkriege, die Süddeutschland 1632 erreichten, trafen Salem schwer. Der befürchtete Überfall der schwedischen Truppen am 26. April 1632 verlief glimpflich; weit schwerer setzten Salem die kaiserlichen Regimenter zu. In den Jahren 1632–1647 wurde Salem mehrfach geplündert und als Truppenunterkunft benutzt. Die durchziehenden Truppen erpressten Schutzgelder, drangsalierten oder ermordeten die Bevölkerung, plünderten ihre Häuser und steckten sie in Brand. Im Frühjahr 1634 ließ der schwedische Feldmarschall Horn das Kloster plündern; im August desselben Jahres zerstörten Soldaten Teile des Münsters und stahlen einige Kirchenglocken. Mehrfach musste der Abt mit den verbliebenen Patres nach Konstanz fliehen. Im Herbst 1641 sah sich der Abt gezwungen, den Konvent aufzulösen und die Mönche in andere Klöster zu verschicken. Erst mit dem Waffenstillstand zwischen Bayern, Schweden und Frankreich im März 1647 kehrte in Salem wieder Frieden ein; die verstreuten Mönche, soweit sie noch am Leben waren, konnten zurückkehren. Die Abtei hatte zu diesem Zeitpunkt Schulden von rund 190.000 Gulden und stand vor dem Ruin. Der 1647 gewählte Abt Thomas II. Schwab wurde erst zehn Jahre später vom Papst bestätigt, weil Salem die geforderten Annaten nicht bezahlen konnte. Zur Schuldentilgung mussten Hofgüter, Zehntrechte und weiterer Besitz an Privatleute oder andere Klöster verkauft wurden. Salem blieb jedoch über Jahrzehnte hoch verschuldet und vermochte kaum die notwendigen Reparaturen der Klostergebäude zu bezahlen. In der Nacht vom 9. auf den 10. März 1697 ereilte das Kloster eine Brandkatastrophe, in der die meisten Gebäude zerstört wurden. Von einem schadhaften Ofen in der Wachstube im Nordosten des Klostergebäudes breitete sich das Feuer aus, erreichte bald den hölzernen Dachstuhl und griff von dort auf die übrigen Konventsgebäude, die Abtei und das Krankenhaus über. Löschzüge der umliegenden Gemeinden vermochten nur das Münster und den Westflügel des Konventsgebäudes zu retten. Der Brand vernichtete einen Großteil der Kunstschätze und die wertvolle Handbibliothek des Abtes, während die Bibliothek und das Klosterarchiv erhalten blieben. Nur wenige Wochen nach dem Brand wurde beschlossen, das Kloster von Grund auf neu zu errichten. Als Baumeister wurde der Vorarlberger Franz Beer berufen, der am Bau der Klosterkirche von Obermarchtal beteiligt gewesen war. Die neue Anlage sollte nach einem großzügigen Gesamtplan entstehen. Abt Stephan I. Jung gelang es trotz der nach wie vor hohen Verschuldung des Klosters, rund 350.000 Gulden für den Bau aufzubringen; es wird vermutet, dass alte Klosterschätze dafür aufkamen, die im Dreißigjährigen Krieg rechtzeitig weggeschafft worden waren (Siewek 1984; S. 264). Innerhalb eines Jahrzehnts errichtete Beer die Neubauten. Bereits im Jahr 1706 konnten sie zum Teil bezogen werden. Der großzügige Neubau der Klosteranlage läutete in Salem ein neues Zeitalter der Blüte ein. Unter den Äbten Konstantin Miller (1725–1745), Anselm II. Schwab (1746–1778) und Robert Schlecht (1778–1802) gelangte das Kloster im 18. Jahrhundert zum Gipfel seines Reichtums und seiner Pracht. Steuererleichterungen für die Abtei stellten den Wohlstand wieder her, der im 17. Jahrhundert verloren gegangen war. An Bedeutung im Reich kam die wohlhabende Abtei längst einem kleinen Fürstentum gleich. Man war sich in Salem der weltlichen Repräsentationspflichten eines Reichsstands durchaus bewusst und vertrat dieses Bewusstsein auch nach außen. Abt Anselm ließ sich sogar von Kaiser Franz I. zum Kaiserlichen Geheimrat ernennen; zu seinem Bedauern gelang es ihm jedoch wie seinen Vorgängern nicht, das Kloster in den Rang einer Fürstabtei zu bringen. Von den Armutsgeboten des Ordens hatte man sich nach außen hin weit entfernt, während innerhalb des Konvents nach wie vor strenge Zucht herrschte. Was die Salemer Äbte an politischer Macht nicht erreichen konnten, machten sie als Mäzene wieder wett. Im Zuge der Gegenreformation hatte die Katholische Kirche im 17. Jahrhundert begonnen, in Sakralbauten überwältigende Bilderwelten zu entfalten, um ihre Macht zu demonstrieren und mit großem Pathos die Gläubigen vom Glanz Gottes zu überzeugen. Den Zisterziensern lief solche Pracht eigentlich zuwider, widersprach sie doch den Regeln des Heiligen Bernhard, der über die vom Konvent benutzten Räume ein Bilderverbot verhängte. Jedoch machte schon Bernhard eine Ausnahme in seinen Regeln: Bescheidenheit galt nur für die Klostermitglieder, die von zu viel Bilderwerk von der rechten Andacht abgelenkt würden, während die Laien durch Prunk leichter vom Glauben zu überzeugen seien. Mit dieser Rückendeckung und im Bewusstsein ihrer Repräsentationspflichten als Reichsabtei machten die kunstbeflissenen Äbte des 18. Jahrhunderts Salem zum Zentrum des Rokoko. Zahlreiche Maler, Bildhauer und Baumeister wurden nach Salem gerufen, um für die Ausschmückung der Klosterbauten und die weitere Entfaltung sichtbarer Schönheit zu sorgen. Mehrere Mitglieder der Wessobrunner Schule arbeiteten zeitweilig für Salem; die Bildhauerfamilie Feuchtmayer und ihre Mitarbeiter lebten vor Ort und standen über Generationen im Dienst des Klosters. Das größte Bauprojekt der Jahrhundertmitte war die Wallfahrtskirche Birnau, die der Vorarlberger Baumeister Peter Thumb von 1746–1750 weithin sichtbar auf einem Hügelvorsprung am Bodensee errichtete. Als reine Laienkirche waren ihre Fresken und ihre Raumaufteilung ganz auf theatralische Wirkung ausgelegt. Im gleichen Geist entstand auch der riesige Glockenturm auf dem Münster, den Johann Caspar Bagnato, Baumeister des Deutschordens von 1753–57 plante und ausführte. Von außen zog er vor allem bewundernde Blicke an, während er innerhalb des Klosters heftig umstritten war und Abt Anselm sogar eine Untersuchung wegen Verschwendungssucht einbrachte. Anselm förderte jedoch nicht nur die Künstler des Rokoko, sondern lernte bei einem Aufenthalt in Paris auch den französischen Frühklassizismus zu schätzen; die von ihm in Auftrag gegebene klassizistische Ausstattung des Münsters gilt als einzigartig in der süddeutschen Sakralkunst. Soziale Fürsorge war zu jeder Zeit eine Hauptaufgabe des Klosters. Neben Krankenpflege und Unterstützung der Armen gehörte hierzu auch die Versorgung von Waisen. Da deren Vermögen gewöhnlich den Stiefeltern oder „Waisen-Vögten“ zur freien, oft missbräuchlichen Verfügung stand, gründete Abt Anselm II. 1749 die „Ordentliche Waisenkassa“ zur zinstragenden Verwaltung dieser Gelder. 1775 ist sie erstmals urkundlich dokumentiert. Die Salemer Waisenkasse gilt als erste Sparkasse Deutschlands, weil sie kein privates Kreditinstitut für Kaufleute war, sondern von der „öffentlichen Hand“ betrieben wurde und das Geld von Kleinsparern verwaltete. Nach ihrem Vorbild wurden die Waisenkassen in Bonndorf im Schwarzwald (1765) und Heiligenberg (1784) eröffnet. Aus der Salemer Waisenkasse ging 1806 die Großherzogliche Markgräflich Badische Waisenkasse hervor; die heutige Sparkasse Salem-Heiligenberg beruft sich auf diese Tradition und konnte somit im Jahr 1999 ihr 250jähriges Bestehen feiern. Das Konstanzer Bistum wurde am Ende des 18. Jahrhunderts von dem Josephinisten Ignaz Heinrich von Wessenberg verwaltet. Die aufklärerische Stimmung im Bischofssitz richtete sich vor allem gegen die umliegenden Abteien, konnte gegen Salem jedoch wenig ausrichten. Die französischen Primarabteien der Zisterzienser wurden im Zuge der Französischen Revolution 1792 aufgelöst, womit die deutschen Zisterzen auf sich allein gestellt waren. Die französischen Truppen, die im Zuge der Ersten Koalitionskrieges 1795 ins Bodenseegebiet einmarschierten, trugen die antiklerikale Stimmung ins Land und zwangen den Konvent mehrfach, in die Schweizer Klöster Wettingen und St. Gallen zu fliehen. Sowohl die französischen Soldaten wie die russischen Truppen, die 1799 einmarschierten, ließen sich von Salem Schutzgelder ausbezahlen. So war der Konvent bereits von der Ordensstruktur isoliert und durch Kriegswirren verunsichert, als am 24. August 1802 die außerordentliche Reichsdeputation zusammentrat, um die Auflösung der geistlichen Reichsstände zu beschließen. Die Besitztümer der Klöster sollten säkularisiert werden, um die deutschen Fürstentümer für den Verlust ihrer Besitztümer in den Koalitionskriegen zu entschädigen. Viele Regenten ließen die Klöster auf ihren Territorien noch im Herbst desselben Jahres beschlagnahmen, so auch Markgraf Karl Friedrich von Baden, der das Kloster Salem am 1. Oktober provisorisch und am 4. Dezember 1802 offiziell für die Markgrafschaft Baden in Besitz nahm. Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 ratifizierte den Beschluss und besiegelte so auch das Schicksal von Salem. Das Territorium der Abtei wurde jedoch nicht einfach Teil der Markgrafschaft Baden, sondern ging größtenteils in einer neuen "Reichsgrafschaft Salem" in badischer Hand auf. Diese Grafschaft übertrug Karl Friedrich, der nun zum Kurfürsten von Baden aufgestiegen war, seinen Söhnen Ludwig und Friedrich. Beide wünschten sich zunächst aus sentimentalen Gründen einen Fortbestand des Konvents; als dies nicht machbar erschien, beschlossen sie wenig später, ihn doch vollständig zu zerschlagen. Am 23. November 1804 wurde Kloster Salem geschlossen. Die meisten der 61 geistlichen Konventsmitglieder verließen das Kloster; viele ließen sich als Geistliche in umliegenden Ortschaften nieder. Im Unterschied zu anderen Säkularisationen wurde Salem jedoch nicht gewaltsam zerschlagen. Die Aufhebung wurde vielmehr vertraglich geregelt, und die Patres wurden mit Pensionen entschädigt. Die Klosterbibliothek wurde größtenteils von der Universitätsbibliothek Heidelberg angekauft, wogegen die Münzsammlung und viele Kunstgegenstände bis heute verschollen sind. Die zwischen 1766 und 1768 von Karl Joseph Riepp gebaute Orgel konnte in die Schweiz nach Winterthur an die dortige Stadtkirche verkauft werden, und viele weitere Kirchenschätze und Liegenschaften wurden ebenfalls veräußert, um die drückenden Kriegslasten zu tilgen. Zum Zeitpunkt der Aufhebung hatte Salem enorme jährliche Einkünfte und besaß Vermögenswerte von rund drei Millionen Gulden, darunter 330 Quadratkilometer Land mit etwa 6000 Einwohnern. Dazu gehörten unter anderem die Oberämter Salem, Ostrach und Schemmerberg, die Obervogteiämter Stetten am kalten Markt und die Münchhöfe sowie die Pflegämter Ehingen und Unterelchingen. Gelegentlich diente das nunmehr „Schloss Salem“ genannte Haus als Sommersitz der großherzoglichen Familie. Die kurzlebige Reichsgrafschaft Salem wandelte sich mit dem Ende des Reiches 1806 zu einer Grafschaft, die den Status einer Standesherrschaft im Großherzogtum Baden hatte. Sie gehörte zum sogenannten "Bodenseefideikommiss", einem Vermögensstock, der zur Versorgung der jüngeren Söhnen des Hauses Baden diente. Mit dem Tod seines Bruders Friedrich übernahm Markgraf Ludwig die alleinige Herrschaft und behielt sie auch, als er 1818 zum Großherzog aufstieg. Nachdem 1830 Leopold Großherzog von Baden wurde, fiel die Standesherrschaft Salem an seine jüngeren Brüder Wilhelm und Maximilian, die aber nicht mehr den Titel "Graf von Salem" führten. Nach dem Tod Wilhelms 1859 ging der Bodenseefideikommiss an die Brüder des Großherzogs Ludwig II. über. Da der ältere von ihnen schon 1856 wegen der Regierungsunfähigkeit Ludwigs II. dessen Nachfolge als Großherzog Friedrich I. antrat, verblieb Salem dem jüngeren, Prinz Wilhelm. Sein Sohn war Max von Baden, als letzter Reichskanzler des Deutschen Reiches bekannt. Da der letzte Großherzog Friedrich II. ohne männlichen Erben geblieben war, adoptierte er Max von Badens Sohn Berthold, womit das nur in männlicher Linie vererbbare Hausvermögen des Hauses vor dem Übergang an die Republik Baden bewahrt wurde. Mit dem Tod Friedrichs II. 1928 folgte Berthold ihm als Chef des Hauses Baden nach, wodurch Salem zum Sitz der Hauptlinie der Familie von Baden wurde. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des Großherzogtums Baden verblieb Schloss Salem als Privatbesitz bei der Familie von Baden. 1919 richtete der entmachtete Reichskanzler Max von Baden im Schloss seinen ständigen Wohnsitz ein. Das Schloss diente nun den Nachkommen der Großherzöge von Baden als „Exilwohnung“ im ehemals eigenen Land. Auch heute wird ein Teil des ehemaligen Abteigebäudes als Wohnraum genutzt. Max von Baden lud 1920 den Pädagogen Kurt Hahn ein, im Klostergebäude eine Reformschule zu eröffnen. Seine eigenen Kinder sollten dort ungefährdet zur Schule gehen können; darüber hinaus sah sich der Prinz als Förderer der Reformpädagogik. Das Internat Schule Schloss Salem zählt heute zu den renommiertesten Privatschulen Deutschlands und hat nach wie vor im Westteil des Schlosses seinen Hauptsitz. Im Schloss selbst werden allerdings nur noch die Schüler der Mittelstufe unterrichtet. Im Jahr 2006 versuchte das Haus Baden, das Land Baden-Württemberg für eine Stiftung zu gewinnen, die den Erhalt der Anlage sichern sollte. Die Finanzierung dieser Stiftung mit einem Gesamtbetrag von 40 Millionen Euro sollte durch den Verkauf von Kulturgütern geschehen. 30 Millionen Euro sollten zur Schuldentilgung des Hauses Baden verwendet werden. Das Vorhaben scheiterte jedoch an öffentlichen Protesten (siehe dazu Handschriftenverkäufe der Badischen Landesbibliothek). In diesem Zusammenhang entstand nachträglich eine Diskussion um die tatsächlichen Besitzverhältnisse der markgräflichen Sammlungen, die seit 1957 offiziell nicht mehr vom Haus Baden, sondern von der Zähringer Stiftung verwaltet wurden. Der Wert der Sammlungen wird auf rund 300 Millionen Euro geschätzt. Im Oktober 2007 kündigte Bernhard von Baden an, Schloss Salem verkaufen zu wollen, um Familienschulden von 30 Millionen Euro zu begleichen. Am 3. November 2008 einigte er sich mit Ministerpräsident Günther Oettinger, dass das Land Baden-Württemberg das Schloss Salem und die dazugehörige Kunstsammlung für 57 Millionen Euro übernehmen werde. Davon entfallen 25 Millionen Euro auf Schloss Salem und 17 Millionen auf Kunstschätze des Hauses Baden. Weitere 15 Millionen Euro will das Land bezahlen, damit die Adelsfamilie auf ihre Besitzansprüche auf die umstrittene Zähringer Stiftung verzichtet. Am 6. April 2009 wurde der Verkauf besiegelt.
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