Das Schloss Schwarzburg ist eine barocke, heutzutage größtenteils noch ruinöse Schlossanlage in der gleichnamigen Gemeinde im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, etwa 65 km südöstlich der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt
Das Schloss Schwarzburg ist eine barocke, heutzutage größtenteils noch ruinöse Schlossanlage in der gleichnamigen Gemeinde im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, etwa 65 km südöstlich der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Auf einem von Nordwesten in das Tal der Schwarza ragenden und zu drei Seiten hin steil abfallenden Bergrücken erbaut, beherrscht das ehemalige Stammhaus der Grafen und späteren Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt die Region. Infolge großflächiger Abbrucharbeiten in der Zeit von 1940 bis 1942 und folgender jahrzehntelanger Vernachlässigung blieben nur wenige Gebäude in ihrer Substanz erhalten, darunter die Ruine des Hauptgebäudes, das Zeughaus und der für die Öffentlichkeit zugängliche Kaisersaal. Schloss Schwarzburg wird seit vielen Jahren mit viel Aufwand saniert (Stand 2021).
Geschichte
Von den Ursprüngen bis ins Mittelalter
Wann eine erste Befestigung auf dem Areal des späteren Schlosses errichtet wurde, kann aufgrund fehlender Quellen nicht genau bestimmt werden. Der erste greifbare Hinweis auf den Namen „Swartzinburg“ findet sich in einer Urkunde des Erzbischofs Anno II. von Köln, die vermutlich in das Jahr 1071 datiert. Ob sich dieser Name bereits auf einen Vorläufer der mittelalterlichen Burganlage bezieht, wird von Forschern allerdings bezweifelt. Erstmals kann eine Anlage in Verbindung mit einem gewissen Sizzo sicher nachgewiesen werden, der in einer Urkunde des Erzbischofs von Mainz 1123 als Zeuge genannt und als „Graf von Schwarzburg“ tituliert wird. Dies legt die Vermutung nahe, dass es auch einen befestigten gräflichen Sitz gegeben haben muss. Genannter Graf Sizzo gehörte zum Adelsgeschlecht der Schwarzburg-Käfernburger, einem der ältesten im thüringischen Raum.
Die erste überlieferte Beschreibung der Burganlage findet sich in einer Urkunde des Jahres 1371. Aus dieser geht hervor, dass es sich bei der Schwarzburg um einen gestaffelten Gebäudekomplex handelte, dessen Wohn- und Wirtschaftsgebäude um drei funktional getrennte Höfe gruppiert waren. Neben der weiteren Schilderung der Befestigungs- und Verteidigungsanlagen weist die Urkunde auch auf eine Kapelle innerhalb der Anlage hin. Mit Erlöschen der schwarzburgisch-schwarzburgischen Linie des Grafenhauses 1450 und dem kurzzeitigen Besitzübergang an den Kurfürsten von Sachsen von 1448 bis 1453 kam die Schwarzburg an die beiden noch bestehenden Linien Schwarzburg-Arnstadt-Sondershausen und Schwarzburg-Leutenberg. Seit diesem Zeitpunkt nur mehr Nebensitz, wurde die Burg bis in das 16. Jahrhundert hinein von beiden Linien gleichberechtigt regelmäßig genutzt.
Die neuzeitliche Schlossanlage
Der Umbau der mittelalterlichen Burg in eine neuzeitliche Schlossanlage begann in der Mitte des 16. Jahrhunderts mit der Errichtung zweier herrschaftlicher Wohngebäude unter Einbeziehung der vorhandenen Bausubstanz. So entstanden unter anderem um 1548 der sogenannte Leutenberger Flügel an der Ostseite des Bergrückens und um 1559 der Schwarzburg-Arnstadt-Sondershausener Flügel (das spätere Hauptgebäude) an der Westseite.
Im Jahre 1584 fiel die Schwarzburg schließlich vollständig an das Haus Schwarzburg-Rudolstadt unter Graf Albrecht VII., der aber weiterhin auf der Heidecksburg residierte.
Unter Graf Albrecht Anton wurde 1664 mit dem festungsartigen Ausbau des Komplexes begonnen, um einer befürchteten Invasion osmanischer Truppen, die zu der Zeit die Grenzen des Heiligen Römischen Reiches bedrohten, begegnen zu können. Infolge dieser Arbeiten entstand vor dem Torgebäude an der Nordseite der Anlage eine Bastion, die in ihrem Grundriss noch heute erkennbar ist. Des Weiteren errichtete man um den südlichen Teil des Bergrückens, der bis dahin unbebaut geblieben war, zusätzliche Befestigungsanlagen. Hier entstanden in späterer Zeit weitere Bauten, darunter das Kaisersaalgebäude, aber auch eine Gartenanlage. 1695 beschädigte ein Brand große Teile des Schlosses und zerstörte die Gebäude an der Ostseite der Schwarzburg. Pläne zum Neubau einer Schlosskirche konnten nun umgesetzt werden. Diese sollte im rechten Winkel an das Hauptgebäude angebaut werden und es mit dem Leutenberger Flügel verbinden.
Mit der Erhebung der Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt in den Reichsfürstenstand 1710 unter Ludwig Friedrich I. erfuhr das bis dahin eher vernachlässigte Schloss Schwarzburg eine enorme Aufwertung als Stammsitz des Fürstenhauses, und man begann mit der Umgestaltung in einen repräsentativen herrschaftlichen Nebensitz. So entstanden bis 1744 unter anderem die Schlosskirche mit dem Erbbegräbnis der Fürsten, das Kaisersaalgebäude mit angrenzendem Park sowie ein triumphales Eingangsportal vor dem Torhaus. Das Hauptgebäude wurde im barocken Stil umgestaltet und erhielt einen aufwendigen Portikus, der noch heute die Ostfassade dominiert. Ein zweiter Brand 1726 beschädigte erneut Kirche, Hauptgebäude und den Leutenberger Flügel.
In den folgenden Jahrzehnten tätigten die Schlossherren kaum nennenswerte Aufwendungen in die zunehmend vernachlässigte, hauptsächlich als Jagdsitz genutzte, Anlage. Erst mit Regierungsantritt Fürst Alberts 1867 und unter dessen Nachfolgern Georg sowie Günther Victor begannen umfangreiche Instandsetzungs- und Umbauarbeiten. Unter anderem wurde die barocke Ausstattung der Wohngebäude zugunsten eines historisierenden Erscheinungsbildes gemäß dem Zeitgeschmack aufgegeben, der Kaisersaal umgestaltet und die Fassaden erneuert. Mit der Abdankung des letzten regierenden Fürsten, Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen, am 23./25. November 1918 fiel das Schloss als Eigentum an das Land Thüringen. Jedoch erhielt die ehemalige Fürstenfamilie Wohnrecht auf der Schwarzburg.
Kurzzeitig in das Zentrum der deutschen Geschichte rückten Ort und Schloss Schwarzburg noch einmal am 11. August 1919, als Reichspräsident Friedrich Ebert während eines Erholungsaufenthaltes im Hotel Weißer Hirsch die Weimarer Verfassung unterzeichnete.
Das Schloss zwischen 1940 und 1990
Nach dem Tod von Fürst Günther Victor 1925 bewohnte dessen Witwe Anna Luise weiterhin Schloss Schwarzburg. Dieses Wohnrecht wurde auch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 zunächst nicht beschnitten. Nach der Gefangennahme des belgischen Königs Leopold III. durch deutsche Soldaten 1940 aber beschloss man, diesen auf Schloss Schwarzburg zu internieren. Kurz darauf entschied man jedoch, den Komplex in ein „Reichsgästehaus“ umzugestalten. Anna Luise musste das Schloss gegen eine finanzielle Entschädigung binnen weniger Tage verlassen.
Unter Leitung des Architekten Hermann Giesler war eine komplette Umgestaltung der gesamten Anlage geplant. Zu diesem Zweck wurden die meisten Gebäude abgerissen, und Neubauten sollten an deren Stelle entstehen. Lediglich das vollständig entkernte Hauptgebäude, der Kirchturm, das Kaisersaalgebäude und das Zeughaus blieben erhalten. Der ständige kriegsbedingte Abzug von Arbeitskräften verlangsamte die Bauarbeiten zusehends. Daran konnte auch die Einstufung des Projektes als „vordringlich kriegswichtige Maßnahme“ nichts ändern. Schließlich wurde am 17. April 1942 auf Befehl von Reichsminister Albert Speer der Bau vorerst eingestellt, wohl auch wegen der enormen Kosten. Nach abschließenden Sicherungsmaßnahmen verblieben die Gebäude in ihrem ruinösen Zustand.
Erste Pläne für einen Wiederaufbau des Schlosses entstanden ab 1952. Diese orientierten sich mal mehr, mal weniger an dem ursprünglichen Erscheinungsbild des Stammhauses der Schwarzburger. Auch über die spätere Nutzung gab es verschiedene Vorstellungen. Sie reichten von einem Erholungsheim für Gewerkschaftsmitglieder über ein Hotel mit Gaststätte und Kulturzentrum bis hin zu einer Kuranlage der SED-Parteiführung in den 1970er Jahren. All diese Vorhaben kamen aufgrund Geldmangels nicht über die Planungsphase hinaus. In der Silvesternacht 1980 vernichtete ein weiterer Brand, ausgelöst durch eine Feuerwerksrakete, die noch erhaltene barocke Haube des Schlosskirchenturms.
Nutzungskonzepte seit 1990
Infolge der politischen Wende 1989/90 entstanden erneut Ideen für eine zukünftige Nutzung des Schlossareals. Mit Blick auf die touristisch interessante Lage im Schwarzatal gab es wieder verschiedene Vorschläge privater Investoren für Hotels oder für eine Kurklinik. 1994 gingen die Eigentumsrechte an Schloss Schwarzburg an die neu gegründete Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten über. Diese setzte zunächst dringende Instandhaltungsarbeiten am Hauptgebäude um.
Letzte Nutzungskonzepte für die Gesamtanlage stammen aus dem Jahr 2001. Auch diese Vorhaben favorisierten eine Nutzung als Erholungs- oder Veranstaltungszentrum sowie als Museum. Die noch vorhandene Bausubstanz sollte saniert und durch Neubauten, teilweise in modernem Stil, ergänzt werden. Doch wie schon alle vorangegangenen Pläne scheiterten auch diese an fehlenden Geldern.
2007 begannen Sanierungsarbeiten durch eine Anschubfinanzierung des „Fördervereins Schloss Schwarzburg e.V.“ am Gebäude des ehemaligen Zeughauses am nördlichen Ende der Anlage. Dieses Gebäude ist das einzig erhaltene, freistehende Zeughaus Deutschlands, dessen ursprüngliche Einrichtung zu weiten Teilen rekonstruierbar ist. Ziel war die Rückführung und Ausstellung der Waffensammlung der Schwarzburger Fürsten, die sich zunächst noch auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt befand. Die Sanierung des Zeughauses ist abgeschlossen, und seit Mai 2018 kann die Waffensammlung wieder dort besichtigt werden. Seit 2011 finden mit Bundesförderung umfangreiche Bestandssicherungen am zwischen 1940 und 1942 stark zerstörten und in den folgenden Jahrzehnten weiter verfallenen Schloss-Hauptgebäude statt. Bereits saniert sind unter anderem das Dach und der Mittelrisalit, ebenso statisch relevante Teile der Baukonstruktion.
Gratis
5.00 EUR
0 - 14 Jahre: gratis
Schöne Ausblick
museum@schloss-schwarzburg.com
- Die Burg hat eine Waffensammlung
- Führungen nach Vereinbarung
- Das Schloss beherbergt ein Museum
- Das Fürstliche Zeughaus Schwarzburg ist nur mit gesonderter Führung zu besichtigen
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