Das Schloss Linzenich, heute auch Gut Linzenich genannt, steht in Bourheim, einem Stadtteil von Jülich im nordrhein-westfälischen Kreis Düren
Das Schloss Linzenich, heute auch Gut Linzenich genannt, steht in Bourheim, einem Stadtteil von Jülich im nordrhein-westfälischen Kreis Düren. Seine Wurzeln liegen in einem befestigten Gutshof, der schon im 15. Jahrhundert die Landtagsfähigkeit besaß. Die Besitzer aus der Familie von Harff bauten den Hof zu einer kleinen Wasserburg aus, die durch die Heirat von Erbtöchtern und Verkauf viele verschiedene Eigentümer sah, ehe sie – derweil zu einem Schloss umgestaltet – 1836 von der Familie von Mylius ersteigert wurde. Diese ist auch heute noch Eigentümerin.
Schloss Linzenich ist als Baudenkmal eingestuft und steht in weiten Teilen unter Denkmalschutz. Die Aufnahme in die Denkmalliste der Stadt Jülich erfolgte am 23. April 1992.
Geschichte
Die Erwähnung eines Loef von Linzenich in einer Urkunde aus dem Jahr 1255 lässt darauf schließen, dass es zu jener Zeit bereits ein festes Haus in Linzenich gegeben hat, nach dem sich die Eigentümerfamilie nannte. Bei diesem hat es sich aber um nicht viel mehr als einen befestigten Hof gehandelt. Im Mittelalter waren gleich mehrere Familien in Linzenich begütert, sodass die Forschung davon ausgeht, dass Linzenich zu jener Zeit ein kleiner Weiler war, der sich aus einem Hofgut entwickelt hatte. Johann von Harff zu Harff begann 1375 mit dem Kauf von Gütern in und um Linzenich, die seine beiden Söhne Johann und Gottschalk gemeinschaftlich erbten und weiter vergrößerten. Sie wurden 1444 als Herren von Linzenich bezeichnet. Ihr Anwesen besaß zu jener Zeit bereits den Status eines landtagsfähigen Rittersitzes. Um 1500 scheint ganz Linzenich im Besitz der Familie von Harff gewesen zu sein.
Unter Gottschalk von Harff oder spätestens unter seinem Sohn Daem erfolgte ein umfassender Aus- und Umbau der Anlage zu einer Wasserburg. Im Heiratsvertrag Daem von Harffs, Landdrost zu Jülich, und seiner Frau Katharina von Palant aus dem Jahr 1484 wird die Anlage erwähnt. Sie bestand aus einem rechteckigen Herrenhaus und einem sich anschließenden, wuchtigen Vierecksturm. Daems Tochter Johanna erbte die Burg und brachte sie an ihren Ehemann Johann von Hatzfeld-Wildenburg. Über den gemeinsamen Sohn Damian gelangte Linzenich 1576 schließlich an dessen Tochter Anna und ihren zweiten Mann Adolf von Gymnich, den Amtmann von Brauweiler. Gemeinsam mit seinem Sohn Werner verkaufte er das Anwesen 1606 für 31.88 kölnische Taler an den Grafen Adam von Schwarzenberg-Gimborn. An den Verkauf war die Bedingung geknüpft, dass der neue Burgherr den Schwägerinnen Adolf von Gymnichs, Schwestern seiner verstorbenen Frau, ihren Erbteil in Höhe von 11.8000 kölnischen Talern auszahlen musste. Adam von Schwarzenberg und sein Sohn Johann Adolf ließen gemeinsam die Schlosskapelle neu errichten, ehe Johann Adolf die Anlage am 1. Dezember 1646 für 15.700 Rheinische Taler an die Geschwister Düssel veräußerte, darunter Arnold Düssel, der später alleiniger Eigentümer war. Diesen Verkauf versuchte Johann Adolfs Cousine Dorothea, Gräfin von Croy, anzufechten, weil sie ein Vorkaufsrecht für sich beanspruchte, jedoch erhielt sie vor Gericht kein Recht, und die Anlage blieb im Besitz der Familie Düssel. Arnold Düssels Sohn Johann Wilhelm und seine Frau Margarethe von Bequerer ließen den Turm des Herrenhauses mit einem neuen Helm ausstatten, wovon die schmiedeeiserne Wetterfahne auf der Turmspitze mit den Wappen der Bauherren kündete. Außerdem ließen sie der Kapelle einen kleinen Dachreiter aufsetzen.
1724 verkaufte der verschuldete Hofrat Johann Friedrich von Düssel die Anlage an Franz Egon Peter Henriquez von Streversdorff. Dessen Tochter Maria Anna Helene heiratete 1731 den Freiherrn Franz Joseph Melchior Amandus von Geyr, Eigentümer der Burg Müddersheim, und brachte ihm Linzenich zu. Nach dem Tod seiner Frau ging er eine zweite Ehe mit Anna Lucia Wilhelmine von Herweg ein. Als Witwe ließ sie das Anwesen im Stil des Barocks umfassend verändern. So erweiterte sie 1752 unter anderem das alte Herrenhaus in südöstlicher Richtung und ließ sein einsturzgefährdetes Dach durch ein Mansarddach ersetzen. Schon im Jahr zuvor hatte sie in der Vorburg das Pächterhaus errichten lassen. Die einzige Tochter aus der ersten Ehe ihres Mannes, Maria Ursula, erbte schließlich das Schloss und brachte es mit in ihre Ehe mit Everhard Anton Caspar von Beywegh. Er hatte nach dem Tod seiner Frau ein Nießbrauchrecht an dem Schloss, das er bis zu seinem Tod im Jahr 1833 in Anspruch nahm. Da das Paar keine Kinder hatte, ging das Anwesen an eine Erbengemeinschaft aus Verwandten der Maria Ursula von Geyr. Diese ließen es 1836 öffentlich versteigern. Käufer war der Freiherr Karl Josef von Mylius, der 65.000 Taler für die Anlage bezahlte. Seine Frau Walburga, eine geborene Freiin von Geyr, war unter den zahlreichen Erben des Schlosses gewesen. Die Familie von Mylius ist heute noch Eigentümerin und bewohnt die Vorburg. Sie ließ nach 1836 die nahe Umgebung des Schlosses zu einem Landschaftsgarten umgestalten und die Schlosskapelle 1880 neugotisch verändern Im Jahr 1905 wurde der hohe Helm des Viereckturms wegen Baufälligkeit durch eine neobarocke Haube mit Laterne ersetzt und das Herrenhaus erneuert. Außerdem wurde im gleichen Jahr das nach einem Brand beschädigte, heutige Pächterhaus erbaut.
Während des Zweiten Weltkriegs beschädigten Bomben am 16. November 1944 bei einem alliierten Großangriff auf Jülich das Anwesen sehr stark. Das Herrenhaus brannte aus und ist seitdem eine Ruine. Von der Vorburg wurden der Nordwest- und der Südwestflügel – mit Ausnahme der Südecke – völlig zerstört. Die erhaltenen und teilweise wiederaufgebaute Teile werden heute privat bewohnt und können nur von außen besichtigt werden.
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