Harderwykenburg
Leer (Ostfriesland) Niedersachsen Germany
castle, chateau
Harderwykenburg
Leer (Ostfriesland) Niedersachsen Germany
castle, chateau
The Harderwykenburg is one of the oldest extant castles of East Frisia
Die Harderwykenburg am Harderwykensteg in Leer ist mit ĂŒber 500 Jahren eine der Ă€ltesten noch erhaltenen Burgen Ostfrieslands und das Ă€lteste Haus der Stadt Leer
Previous names
Harderwykenburg, Harderwykenburg
Description
The Harderwykenburg is one of the oldest extant castles of East Frisia. It was built in the style of a medieval stone house soon after 1450 in Leer, Lower Saxony, Germany.
The original building, in the form of a tower, was built of stones from a monastery, and measures 8.09 x 11.13 meters. The external walls are between 0.96 and 1.23 meters thick. The tower was later supplemented by a two-storey extension. The steeply proportioned building has now been not entirely satisfactorily restored.
The first owner of the castle was probably the chieftain Hayo Unken, on his mother's side a grandchild of the chieftain Focko Ukena. The castle was also known as the "Unkenburg", after Hayo's family name. In 1588 the steward (Drost) Dietrich Harderwyk Armgard married a daughter of Hayo Unken IV, and thus came into possession of the castle, which now bears his family name.
In 1788 possession of the building passed from the then owner, Carl Stephan von Schilling, to Carl Gustav, Baron zu Inn und Knyphausen, whose descendants continue to live there.
Die Harderwykenburg am Harderwykensteg in Leer ist mit ĂŒber 500 Jahren eine der Ă€ltesten noch erhaltenen Burgen Ostfrieslands und das Ă€lteste Haus der Stadt Leer. Traditionell wird die Harderwykenburg auch als âErstes Haus Leerâ bezeichnet. Die um 1470 erbaute Harderwykenburg befindet sich seit ĂŒber 220 Jahren im Privatbesitz des grĂ€flichen Hauses Innhausen und Knyphausen (Bodelschwingh-Plettenberg).
Im 14. und 15. Jahrhundert erlangten die lokalen âHĂ€uptlingeâ gegenĂŒber den LandesfĂŒrsten an Macht und Bedeutung. Sie gingen in der Regel aus der GroĂbauernschaft hervor. Im spĂ€ten 15. Jahrhundert wurden einzelne fĂŒhrende HĂ€uptlinge, wie zum Beispiel Enno Cirksena im Jahr 1454, in den Grafenstand erhoben. Damit vollzog sich der Ăbergang von der HĂ€uptlings- zur Grafenzeit. Um diesen neuen Machtanspruch zu untermauern, lieĂen sich die HĂ€uptlinge âSteinhĂ€userâ errichten. Diese waren oftmals das Wirtschafts- und Verwaltungszentrum des jeweiligen Machtbereichs.
Die baugeschichtliche Phase der SteinhĂ€user der ostfriesischen HĂ€uptlinge lĂ€sst sich in zwei Abschnitte unterteilen: Im 14. und frĂŒhen 15. Jahrhundert wurden sogenannte âHohe HĂ€userâ (âTurmbautenâ) errichtet, im spĂ€ten 15. Jahrhundert sogenannte âLange HĂ€userâ (âSaalbautenâ), die bereits einen erkennbar reprĂ€sentativen Charakter trugen, bevorzugt.
1421 lieĂ Focko Ukena, damals aufstrebender HĂ€uptling von Leer, die Fockenburg im Stil eines âHohen Hausesâ erbauen. Im Jahr 1431 wurde Focko Ukena von seinen im âFriesischen Freiheitsbundâ organisierten Widersachern unter FĂŒhrung des HĂ€uptlings Enno Cirksena vertrieben und die Fockenburg wurde vollstĂ€ndig zerstört. Andere ostfriesische HĂ€uptlinge und Bauern fĂŒhlten sich in ihrer Eigenverantwortung bedroht, da Ukena als GroĂgrundbesitzer nachgesagt wurde, mit SeerĂ€ubern im Bunde zu stehen und er zudem seine friesischen Widersacher unter Ocko II. tom Brok sowie den Erzbischof von Bremen und den Grafen von Oldenburg besiegt hatte.
Im Jahr 2017 stieĂen ArchĂ€ologen bei Ausgrabungen auf Hinterlassenschaften, die den Standort der nur 10 Jahre bestandenen Fockenburg in Leer belegen. Dazu zĂ€hlen neben klobigen Backsteinen GebrauchsgegenstĂ€nde aus dem SpĂ€tmittelalter, wie GefĂ€Ăhenkel, eine lederne Schuhsohle und Pfeifen. Die Funde wurden auf dem GelĂ€nde des BorromĂ€us-Hospitals gemacht, wo vor dem Bau eines Parkhauses archĂ€ologische Untersuchungen erfolgten.
Um 1470 lieĂ der Leeraner HĂ€uptling Hajo Unken, Enkel Focko Ukenas und Sohn Bolo Ripperdas, auf einem wenige hundert Meter von der zerstörten Fockenburg entfernten GeesthĂŒgel die Unkenburg im Stile eines âHohen Hausesâ errichten. Die Unkenburg stellt insofern eine Besonderheit dar, als sie eines der jĂŒngsten Beispiele eines âHohen Hausesâ ist.
KernstĂŒck der Unkenburg war der charakteristische dreigeschossige Turm: Mit seinem Giebel erreicht er auf einer GrundflĂ€che von 11,17 m x 8,15 m eine Höhe von etwa 16,20 m. Das bis zu 3 m dicke Mauerwerk setzt sich aus einem inneren Gussmauerkern aus Mörtel und Ziegelbrocken und einem Ă€uĂeren unregelmĂ€Ăigen zwei- bis vierschichtigen Schalenmauerwerk (1,10 m â 1,20 m dick) aus Backstein zusammen. Diese Steine, die aufgrund ihrer MaĂe (28,5 cm x 14,5 cm) als typische âKlostersteineâ klassifiziert werden, sind ĂŒber Muschelkalk-Mörtel miteinander verbunden.
Das Untergeschoss trĂ€gt ein flaches Kappengewölbe. UrsprĂŒnglich befand sich hier auch eine Brunnenstelle. Das 1. Obergeschoss diente als Speicher, im bewohnbaren 2. Obergeschoss saĂ die Verwaltung. Die Unkenburg hatte in erster Linie eine Speicherfunktion und diente nur im Verteidigungsfall als Wohnraum. Die aus der oberen Bauernschaft hervorgegangenen HĂ€uptlinge wohnten in der Regel weiterhin in ihren BauernhĂ€usern.
FĂŒr den Verteidigungsfall hatte der Bau einige wehrhafte Elemente: den Turmbau selbst mit drei Meter dicken AuĂenwĂ€nden und den im Jahr 1573 ausgehobenen Wassergraben. Untergeschoss und erstes Obergeschoss waren nicht miteinander verbunden und verfĂŒgten ĂŒber separate ZugĂ€nge, wobei das 1. Obergeschoss ĂŒber eine einziehbare Holzkonstruktion zugĂ€nglich war. Damit sollte u.a. der Gefahr des âAusrĂ€uchernsâ entgegnet werden.
Der Ehemann von Armgard Unken, der Tochter von Hajo IV. Unken und Erbin der Unkenburg, war Dietrich Harderwyk. Dieser baute im 17. Jahrhundert die Unkenburg von einer Speicherburg zu einer Wohnburg um. So fĂŒgte er dem Turm einen eingeschossigen u-förmigen Anbau an, nahm im Turm eine Raumaufteilung vor und gestaltete den geradlinigen Giebel zu einem schlichten Renaissance-Giebel um. Die in ihrem Erscheinungsbild nun deutlich verĂ€nderte Unkenburg trĂ€gt seither den Namen Harderwykenburg.
Das Jahr 1788 stellt einen Wendepunkt in der Geschichte der Harderwykenburg dar. Carl-Gustav Freiherr zu Innhausen und Knyphausen, preuĂischer Kammerherr in Berlin und jĂŒngerer Bruder des LĂŒtetsburger Grafen Edzard Moritz, ersteigerte die Burg von der Familie von Schilling, um die Mitgliedschaft im âRitterschafts-Kollegiumâ in Ostfriesland zu erhalten. Das steinerne Wappen an der Nordseite der Harderwykenburg ist das Familienwappen der Familie von Schilling. Das Steinhaus, das keine richtige Burg ist, befindet sich heute in Privatbesitz.
Zwischen 1860 und 1890 wurde der lĂ€ngliche eingeschossige Anbau durch den heutigen zweigeschossigen Anbau ersetzt. Zudem erhielt die Harderwykenburg den charakteristischen grauen Putz. Der Wassergraben wurde zugeschĂŒttet. WĂ€hrend des Zweiten Weltkrieges diente die Harderwykenburg als KindertagesstĂ€tte; dafĂŒr wurden auf dem GelĂ€nde zwei kleinere Schutzbunker geschaffen. In jahrelanger Arbeit wandelte Dodo Freiherr zu Innhausen und Knyphausen den einstigen Nutzgarten in einen Park mit abwechslungsreicher Flora um. Der Baumbestand steht teilweise unter Naturschutz.
Die Burg ist Bestandteil der Deutsche Fehnroute.
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