Schloss Kromsdorf ist ein Renaissanceschloss im Ortsteil Kromsdorf der thüringischen Gemeinde Ilmtal-Weinstraße, etwa fünf Kilometer nordöstlich von Weimar im Landkreis Weimarer Land
Schloss Kromsdorf ist ein Renaissanceschloss im Ortsteil Kromsdorf der thüringischen Gemeinde Ilmtal-Weinstraße, etwa fünf Kilometer nordöstlich von Weimar im Landkreis Weimarer Land. Zusammen mit Schloss Tiefurt und Burg Denstedt bildet es eine Dreiergruppe an der Ilm liegender Schlossanlagen.
Geschichte
Bau
Kromsdorf war ursprünglich ein Rittersitz. Dieser lag in Form einer kleinen Herrenburg im Bereich des heutigen Pfarrhauses. 1580 ließ Georg Albrecht von Kromsdorf das heutige Schloss südlich der Kirche errichten. Als der Baron Johann Theodor de Mortaigne, Oberst im Weimarischen Dienst, das Schloss 1666 übernahm, begann die zweite wichtige Bauphase. Sein heutiges Aussehen erhielt das Schloss durch den Anbau von West- und Ostflügel. Außerdem wurde die Gartenmauer im Schlosspark mit 64 Nischen für Büsten versehen, von denen die beiden letzten verschollenen erst vor kurzem wieder aufgetaucht sind.
Die Grenze zwischen ursprünglichem Bau und Anbau kann man gut erkennen. Sie verläuft an den Außenkanten der Zwerchgiebel beider Flügel senkrecht von unten nach oben. Außerdem zeigt sich am Dachgesims ein deutlicher Riss. 1904 kam das Schloss in Besitz des Kammerherrn Erich von Conta. Er ließ das Wirtschaftsgebäude abreißen und eine Kutschenremise mit Pferdestall errichten, die heute die Bibliothek beherbergt. Die Grundsubstanz des Schlosses bewahrte er, ließ aber vor allem die Räume im Erdgeschoss umbauen.
Renaissance und Barock
Georg Albrecht von Kromsdorf ließ das Schloss als Alternative zu seinem kleinen Herrensitz (dem heutigen Pfarrhaus) errichten, um entsprechend seiner Dienststellung als Kammerherr an den Höfen in Weimar und Altenburg residieren zu können.
Über den Tod dieses letzten Herren „von Kromsdorf“, der im Dreißigjährigen Krieg verstarb, gibt es eine Sage: In der Nähe von Groß- und Kleinkromsdorf soll eine Nixe in der Ilm gewohnt und dort ihr Unwesen getrieben haben.
Nach dem Tod des letzten Herren des Schlosses, Hans Christoph von Kromsdorf, wurde das Schloss wegen hoher Schulden versteigert. Erst 1646 fand es eine Käuferin, Anna Magdalena, Hofmeisterin. Sie war die Witwe des Fürstlich-Sächsischen Hof- und Stallmeisters Hans Georg von Weidenbach zu Altenburg und eine geborene von Kromsdorf. Sie übernahm das Grundstück samt Schloss für 4.300 Gulden, wovon ihr Schwiegersohn, der königlich-schwedische Generalleutnant Kaspar Kornelius Mortaigne de Potelles, 3.000 Gulden beisteuerte.
Später bekam ihr Sohn Wolf Albrecht von Weidenbach das Schloss, da der Hauptgeldgeber Caspar Cornely 1647 verstorben war. Nach dem Ableben von Wolf Albrecht von Weidenbach gelangte das Anwesen zwei Jahre später in den Besitz von Johann Theodor de Mortaignes, dem Sohn Caspar Cornelys. Nach dessen Tod als Kommandant der Festung Szeged 1691 wurde der Besitz 1692 an den Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar verkauft.
Sachsen-Weimar
Herzog Wilhelm Ernst kaufte am 8. März 1692 der Witwe Johann Theodor de Mortaignes das stark verschuldete Schloss ab. Damit war dieser aber immer noch nicht uneingeschränkter Besitzer des Schlosses, da Groß- und Wenigenkromsdorf „ein Mann- und Weiberlehen“ der Grafen Hohenlohe–Langenburg (Besitzer von Schloss Ehrenstein in Ohrdruf) waren. Außerdem bestand der Lehenshof zu Ohrdruf darauf, dass der Herzog einen Lehnsträger ernennen möchte, der durch seinen Kammerrat Voigt präsentiert wurde. Zu dieser Zeit richtete Herzog Wilhelm Ernst auch den Fasanengarten ein. Die Plastiken von Aurora, Juno und Vesta ließ er aufstellen, sowie den größten Teil der Büsten anfertigen.
Nachdem Herzog Wilhelm Ernst im Jahr 1728 verstarb, gab es einige schwierige Jahre für das Schloss. 1765 gab Anna Amalia die Zustimmung zum Abbruch des Orangeriegebäudes, da man davon ausging, dass es nicht wieder benutzt werden würde. Gern verbrachte der Herzogliche Hof seine Zeit im Schloss Kromsdorf. Hier fanden Theater und Musikaufführungen statt.
Im Jahre 1809 eignete sich Großherzog Carl August durch § 34 der Rheinbundakte das Schloss an. 1833 ließ sein Sohn Carl Friedrich den Park zu einem Landschaftsgarten umgestalten, wie er auch heute noch zu erkennen ist. Auch ließ er einige der Büsten reparieren. Damit das Schloss besser erreicht werden konnte, plante er auch einen Promenadenweg von Tiefurt nach Kromsdorf. Dieser konnte aber erst 1879 realisiert werden.
Die dem Gut Großkromsdorf zugehörigen Ländereien unterstellte der Großherzog dem Kammergut Schöndorf. Außerdem ließ er die Wirtschaftsgebäude 1840/41 abreißen, da sie nun nicht mehr benötigt wurden. Das Schloss diente als Lager für Möbel und Sammlungen. Bei der Wiederherstellung wurde der Karpfenteich zugeschüttet und das Südtor wieder geöffnet. Die im zweiten Obergeschoss gelegenen Festräume erhielten bemalte Wandtapeten und Deckengemälde.
Nach dem Tode des Großherzog Karl Friedrichs ließ seine Witwe Maria Pawlowna 1859 im Schloss das Carl-Friedrich-Damenstift einrichten. Dazu wurden im ersten Obergeschoss kleine Appartements für vier Damen eingerichtet. Im zweiten Obergeschoss befanden sich die Gesellschaftsräume. Die Damen nutzten das Schloss als Sommerresidenz. Carl Alexander, der neue Großherzog, ließ die Ausstattung seines Vaters, die dieser im Schloss aufgestellt hatte, in andere Schlösser bringen. Das Damenstift hörte 1882 nach dem Aufenthalt der letzten Stiftsdame auf zu existieren.
Erster und Zweiter Weltkrieg
Nach dem Tode Carl Alexanders wurde dem Hofmarschallamt durch den neuen Staatsminister im Departement des Großherzoglichen Hauses, Rothe, mitgeteilt, dass das Schloss nicht mehr haltbar sei, da es leerstehe. 1904 gelang es dem Kammerherrn Erich von Conta nach längeren und schwierigen Verhandlungen das Schloss zu erwerben. Bis 1892 gehörte das Nachbarschloss Burg Denstedt der Familie seiner Frau, der Familie von Wegener, zubenannt Linker von Lützenwick. Ihr zuliebe soll er das Schloss damals gekauft haben.
Während des Ersten Weltkrieges veränderte sich das Schloss nicht. 1932 und 1938 veranstaltete von Conta seine berühmten „Schwedenfeste“ in Schloss und Park. Nach seinem Ableben 1943 erbte seine Nichte, Frieda von Breitenbuch das Schloss.
1945 bis 1989
Nach 1945 gab es im östlichen Teil Deutschlands für derartige feudal-aristokratische bzw. bürgerliche Hofhaltungen, wie sie das Kromsdorfer Schloss darstellte, keine positiven Aussichten mehr. 1946 wurden Flüchtlinge in das Schloss eingewiesen. Es erhielt dadurch den Status eines Mietshauses. Die Vermietungs- und Besitzrechte nahm, bevor das Anwesen der Gemeindeverwaltung unterstellt wurde, eine Treuhandverwaltung der Familie von Breitenbuch als Erben des letzten Besitzers Erich von Conta wahr.
Das Anwesen wurde nie so intensiv wie nach 1945 genutzt. Das Schloss war vollkommen bewohnt. In das Erdgeschoss zogen später die Gemeindebibliothek und eine bescheidene Dorfgaststätte ein. Das ehemalige Bienenhaus wurde 1949 ein Kindergarten, schließlich auch Wohnung. Der äußere Park („Fasanengarten“), dessen Mauer fast gänzlich zerstört wurde (Gewinnung von Material für Neubauernhäuser), wird seit 1948 als Sportplatz genutzt und verlor damit seinen Charakter.
In den Wirtschaftshof zog 1947 die Metallfabrik Raßbach ein, seit 1972 ein Betriebsteil des Weimarer Landmaschinen-Kombinats, auch „Weimar-Werk“ genannt. Aus dem Schlossgarten wurden parzellierte Mieter-Nutzgärten. 1959 erfolgte die Rodung des Baumbestandes im Nordteil des inneren Parkes. Die funktionellen Überforderungen und groben Vernachlässigungen elementarer Baupflege führten zu schweren Schäden. Deren Behebung, vor allem am Dach und in den Holzbalkendecken des Schlosses, wurden zu einem Zeitpunkt (ab 1966) in Angriff genommen, als die dafür zu beschaffenden Mittel den tatsächlichen Erfordernissen nicht mehr zu entsprechen vermochten.
Die Restaurierungsarbeiten blieben u. a. mit einer herausgerissenen Geschossdecke und abgelösten wertvollen Tapeten im ehemaligen Festsaal unvollständig. Im Garten unterblieben Sanierungen nahezu gänzlich, und im ehemaligen Wirtschaftshof kümmerte sich das „Weimar-Werk“ um Neuinvestitionen, die nicht zum Vorteil des Erscheinungsbildes der Gesamtanlage waren.
In dieser Situation des erneuten Niederganges des Schlosskomplexes musste es hoffnungsvolle Erwartungen wecken, dass sich die Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar für das Schloss, den Schlosshof, den Garten und die Kapelle interessierte (nach Aufgabe des Objektes durch die Kirchenverwaltung mit Verlust der Orgel und des Kanzelaltares). Ab 1975 nahm die Hochschule die Besitzrechte von Teilen des Grundbesitzes wahr, betrieb mit Eifer den Leerzug des Schlosses und entwickelte kühne Um- und Ausbaukonzeptionen für ein „Weiterbildungsinstitut“.
Die Fortsetzung der Restaurierungsarbeiten verlief jedoch so langsam, dass sich die Schäden vermehrten. Ab 1982 zogen Studenten mit dem teils gebilligten, teils nicht unterstützten Ziel der „Schlossbesetzung“ ein. Die Hochschulleitung geriet dabei in einen Konflikt, denn das hochschuleigene, partiell ruinöse Gebäude war offiziell weder ein Internat noch ein Institutsgebäude. Die Wohngemeinschaft, die zeitweise aus bis zu 20 Studenten bestand, sah ihre Aufgabe auch in der Erhaltung des Schlosses. In den "Studentensommern" 1983 bis 1988 wurde der Jagdsaal von Einbauten befreit, das Schloss entrümpelt und Fenster verglast (1983), im Festsaal Deckenbalken saniert (1984), der Jagdsaal restauriert (1985), Fenster im Jagdsaal erneuert (1986), Arbeiten an den Schlossmauern durchgeführt (1986–88) und der östliche Renaissancegiebel komplett neu aufgemauert unter Verwendung der historischen Kalksteingewände und Schmuckteile (1987/88). 1988 wurde auch die Reparatur des Schieferdaches veranlasst.
Seitens der Hochschulleitung wurde für 1978 die Restaurierung der Gartenplastiken geplant, aber nie ausgeführt. Die Erarbeitung einer denkmalpflegerischen Zielsetzung für die Gartenrestaurierung wurde 1979 veranlasst. Auch die Porträtbüsten sollten restauriert werden und wurden daher in der ehemaligen Kutschenremise eingelagert. 1986 erfolgte dann der Antrag, das Anwesen eigentumsrechtlich an die Gemeindeverwaltung zu übergeben. Der damalige Bürgermeister plante ein Kultur- und Begegnungszentrum in Zusammenarbeit mit den Studenten. Die Kapelle wurde mit einem Verbindungsgang zum Schloss von 1986 bis 1988 zum Amateurtheater umgestaltet.
1990er Jahre
In den 1990er Jahren wurden das Schloss und die gesamte Anlage aufwändig saniert und die letzten Studenten, jetzt der Bauhaus-Universität Weimar, verließen das Schloss.
Heute
Das Schloss wurde eine Zeit lang von mehreren Vereinen genutzt, darunter war das Thüringer Filmbüro, das Kinderhaus Kreativ und die Maria-Pawlowna-Gesellschaft. Das Schlossrestaurant mit gutbürgerlicher Küche ist seit März 2017 bis auf weiteres geschlossen. Derzeit befindet sich im Schloss nur das Büro einer Anwaltskanzlei.
Gratis
- Spielplatz
- Erholungsgebiete
- Privateigentum (Restaurant)
- Montag und Dienstag sind Ruhetage