Fürstäbtliche Residenz
castle, chateau
826m
Schwaben, Bayern

Die Fürstäbtliche Residenz in Kempten (Allgäu) ist der erste monumentale Klosterkomplex, der in Deutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde

https://media.whitetown.sk/pictures/de/frstbtlicheresinz/frstbtlicheresinz.jpg
https://media.whitetown.sk/pictures/de/frstbtlicheresinz/frstbtlicheresinz1.jpg
https://media.whitetown.sk/pictures/de/frstbtlicheresinz/frstbtlicheresinz2.jpg
Previous names
Fürstäbtliche Residenz, Fürstäbtliche Residenz
You need to sign in to save your wishes
Description

Die Fürstäbtliche Residenz in Kempten (Allgäu) ist der erste monumentale Klosterkomplex, der in Deutschland nach dem Dreißigjährigen Krieg errichtet wurde. Unter dem Fürstabt Roman Giel von Gielsberg wurde 1651 am Standort des zerstörten mittelalterlichen Benediktinerklosters mit dem Neubau der barocken Klosteranlage begonnen. Als Baumeister war zunächst der Vorarlberger Michael Beer beschäftigt. Sein Nachfolger wurde der Graubündener Architekt Johann Serro. Gleichzeitig entstand die Stifts- und Pfarrkirche St. Lorenz, die über einen Sakristeianbau mit der Residenz verbunden ist. Als Höhepunkt der Innenausstattung sind die Prunkräume zu nennen, die der Fürstabt Anselm von Reichlin-Meldegg bis 1743 ausführen ließ. Die verschwenderische Pracht ihrer Ausstattung mit Malereien des in Italien ausgebildeten Franz Georg Hermann, mit Skulpturen des Münchner Hofbildhauers Egid Verhelst (1696–1749) und mit Stuckaturen von Johann Georg Üblher und anderen Künstlern der Wessobrunner Schule machen sie zu einem der bedeutendsten Bauwerke des süddeutschen Rokoko.

Die Architektur der Residenz als Doppelhofanlage ist eine fundamentale Neukonzeption, die bahnbrechend für die weitere Entwicklung der süddeutschen Stiftsarchitektur sein sollte; ein Jahrhundert später wurde sie beim Bau des Klosters Ottobeuren eindrucksvoll zitiert und weitergeführt. Die Residenz war zugleich Fürstensitz und Kloster. Ursprünglich waren die herrschaftlichen Räume in den östlichen Trakten eingerichtet, zu dessen Innenhof sich die Prachteinfahrt vom Hofgarten aus öffnete. Der westliche, zur Kirche hin orientierte Bereich diente der Klausur und dem geistlichen Leben. Mit dem Bau der Prunkräume in den 1740er Jahren an der Südwestseite tauschte man die Nutzung aus: Der östliche Trakt wurde dem Konvent zugewiesen, der westliche Teil diente dem fürstäbtlichen Hof.

Heute dient die Residenz als Gerichtsgebäude für das Amts- und das Landgericht Kempten. Die Besichtigungstouren durch die Prunkräume werden vom Heimatverein Kempten organisiert. „Hausherr“ ist die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen.

Geschichte

Die barocke Residenz ist der Nachfolgebau des romanischen Klosters mit der Klosterkirche, der ein Kreuzgang im Süden angebaut war. Das weitgehend im 13. Jahrhundert errichtete Kloster folgte auf das ältere Kloster, das Mitte des 8. Jahrhunderts hier gegründet worden war und von dem keine Darstellungen überliefert sind. Gründer und erster Abt war Audogar, der vielleicht mit der karolingischen Königin Hildegard verwandt war.

Von der spätmittelalterlichen Klosteranlage, die ab 1225 errichtet wurde, gibt es mehrere Abbildungen, z. B. auf der Stadtansicht von Johann Hain und Fridrich Raidel aus dem Jahr 1628, die einen guten Eindruck von den Baulichkeiten gibt. Die neue Klosterkirche war eine romanische, dreischiffige Basilika mit westlichem Querschiff und einem Turmpaar im Osten.

1382 erhielt das dreischiffige Marienmünster, auf dessen Fläche später die Residenz entstand, spitze gotische Turmabschlüsse. Zu weiteren größeren Baumaßnahmen in den Stiftsgebäuden kam es um 1500. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde die vollständige Klosteranlage durch einen Angriff der Schweden mit Unterstützung der Kemptener Reichsstädter am 22. Mai 1632 zerstört. Hierbei kam auch die 973 dem heiligen Nikolaus von Myra geweihte Nikolauskapelle zu Bruch. Es war die erste in Süddeutschland. Nach dem Krieg wurde die Ruine abgetragen.

Unter Roman Giel von Gielsberg entstanden 1648 die ersten Pläne zum Bau einer neuen Kirchen- und vierflügeligen Klosteranlage. Gielsberg wollte ursprünglich das neue Kloster an einem weiter von der Reichsstadt entfernten Standort bauen lassen. An der alten Stelle, in loco fundationis (am Ort der Gründung), sollte nur die Pfarrkirche mit Wirtschaftsgebäuden entstehen. Schließlich beschloss man doch den Wiederaufbau am alten Standort. Aus dem ursprünglich als Kornhaus gedachten Gebäude, das bereits im Bau war, wurde 1651 ein Flügel der Residenz. Baumeister des Projekts wurde Michael Beer aus Vorarlberg. Die Residenz wurde teilweise über den Fundamenten der zerstörten dreischiffigen romanischen Basilika erbaut. 1656 wurden unter Beers Nachfolger Johann Serro der mittlere Quertrakt der Residenz und 1660/61 die Flügel um den östlichen Hof erbaut. In den Jahren 1661 bis 1664 entstanden der Süd- und Westtrakt um den westlichen Hof und gleichzeitig erste Teile der Innenausstattung. Im Jahr 1665 ließ Serro durch Beer erbaute Teile der Residenz wieder abreißen. Der nordwestliche Eckturm wurde im Jahr 1668 fertiggestellt. Im gleichen Jahr bezog der Fürstabt seine Räumlichkeiten.

Im Zentrum des östlichen Hofs wurde 1670 die Hildegardkapelle erbaut, die nach der Säkularisation im Jahr 1804 abgebrochen wurde. Serro wurde nach der Vollendung der Hildegardiskapelle aus Altersgründen entlassen.

Gegen Ende des Jahres 1674, im Jahr nach dem Tod Roman Giels von Gielsberg, bezog der Konvent den Neubau. Ab 1732 wurden unter Fürstabt Anselm Reichlin von Meldegg zahlreiche Räume zu Prunkräumen mit verschwenderischer Rokokoausstattung als Herrschaftssitz umgestaltet; der Konvent zog in den östlichen Teil der Residenz, der so zum Konventhof wurde.

Nach der Säkularisation im Jahr 1803 durften die Stiftsherren und der letzte Fürstabt Castolus Reichlin von Meldegg noch einige Zeit in der Residenz wohnen bleiben. In die leer gewordenen Bereiche zog das bayerische Militär ein, das bis 1945 dort in der sogenannten Schlosskaserne bleiben sollte. Der Hofgarten wurde mit Militär-Baracken, einem Exerzierplatz und im 19. Jahrhundert dann auch noch mit einer Reithalle weitgehend zugebaut.

Nach 1945 wurde die Residenz zum Lager für die zahlreichen Displaced Persons, die durch den Zweiten Weltkrieg entwurzelt waren. Vor allem Litauer waren für einige Jahre in der Residenz untergebracht. Danach wurden die Räume nach und nach renoviert und für die Justiz umgebaut. Auch in den Prunkräumen wurden Prozesse abgehalten. 1952 gelang es – unter anderem durch das Engagement des Bezirksheimatpflegers Alfred Weitnauer – die Prunkräume und den Fürstensaal der Öffentlichkeit zur Besichtigung wieder zugänglich zu machen.

Useful information

Zahlung

3.50 EUR

Ermäßigt: 2.50 EUR

0 - 18 Jahre: gratis

- Aufzug

- Broschüren

- Spielplatz

poststelle.fa-ke@finanzamt.bayern.de

- Für Rollstühle zugänglich

- Öffentliche Führungen alle 45 Minuten