Das Haus Bodelschwingh ist ein Wasserschloss im Dortmunder Stadtteil Bodelschwingh, der zum Stadtbezirk Mengede gehört
Das Haus Bodelschwingh ist ein Wasserschloss im Dortmunder Stadtteil Bodelschwingh, der zum Stadtbezirk Mengede gehört. Es ist einer von 18 Adelssitzen in Dortmund und gilt als größte und repräsentativste Anlage im Stadtgebiet.
Das heutige Schloss war Stammsitz der Familie von Bodelschwingh und entwickelte sich aus einem einfachen Zweiraumhaus des Spätmittelalters, das im 16./17. Jahrhundert im Stil der Renaissance erweitert wurde. Durch Heirat der Erbtochter kam es am Ende des 19. Jahrhunderts an die Familie zu Innhausen und Knyphausen, deren Eigentum das Schloss heute noch ist.
Die Anlage ist als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Dortmund eingetragen. Der dazugehörige Schlosspark im Stil eines Landschaftsgartens steht seit 1983 ebenfalls unter Denkmalschutz. Das Herrenhaus dient heute als Wohnsitz der Familie zu Innhausen und Knyphausen, die Gebäude der Vorburg sind zu Wohn- und Geschäftszwecken vermietet. Eine Besichtigung der Anlage ist deshalb normalerweise nicht möglich, lediglich zum Tag des offenen Denkmals ist sie alljährlich für interessierte Besucher zugänglich.
Geschichte
Mittelalter
Ein Hof Bodelswenge wurde um 1220 erstmals schriftlich erwähnt. Er stand vielleicht im Kern der heutigen Ortschaft, die im 13. Jahrhundert auch als Budenswenge bezeichnet wurde. Das Haus Bodelschwingh findet sich erstmals in einer Urkunde vom 14. Februar 1302, als der Ritter Gis(el)bert genannt Speke (auch Specke und Speck geschrieben) sein manerium et domus (deutsch Gut und Haus) dem Grafen Eberhard I. von der Mark zu Lehen auftrug. Gis(el)berts Familie stammte vielleicht von dem Gut Speke, das zwischen Hattingen und Werden in der Nähe von Blankenstein lag. Bis 1302 war Gis(el)bert Burgmann auf der märkischen Burg Blankenstein und zugleich märkischer Richter in Bochum. Er war möglicherweise durch Heirat oder Erbschaft in den Besitz Bodelschwinghs gekommen. Ab 1320 nannte sich sein Sohn Ernst I. als erster seiner Familie nach dem neuen Besitz „von Bodelschwingh“, der eines von insgesamt zwölf Wasserschlössern auf dem heutigen Dortmunder Gebiet war. Allerdings gehörte Bodelschwingh im Mittelalter noch nicht zur Reichsstadt, sondern lag auf Gebiet der Grafschaft Mark. Im Schutz der damaligen Burg entwickelte sich schon früh eine Ansiedlung mit eigener Kirche, die Burgfreiheit Bodelschwingh, die bis 1928 ihre Selbstständigkeit bewahrte.
Ernst I. von Bodelschwingh und seine Nachfahren vergrößerten ihren Einflussbereich im 14. und 15. Jahrhundert durch Grunderwerb und Ankauf von Gerichtsbarkeiten, so kaufte die Familie zum Beispiel am 1. April 1324 eine Hälfte des Gerichts Mengede und 1366 das Freigericht Bodelschwingh. Am 9. September 1421 wurde Ernst III. von der Stadt Dortmund mit der Herrschaft Mengede belehnt. Ab 1440 ist zudem eine Wassermühle für das Anwesen bezeugt, die nordöstlich des Hauses am Bodelschwingher Bach stand. Mit der Gütervermehrung ging ein erhöhtes Ansehen einher, und Familienmitglieder bekleideten nachfolgend viele hohe Ämter in der Landesverwaltung. Wennemar I. von Bodelschwingh war zum Beispiel Marschall und Rat des Herzogs von Kleve. Ihm war bei Erbteilungen in den Jahren 1489 und 1491 unter anderem das Haus Bodelschwingh zugefallen, während sein Bruder Ernst IV. Haus Mengede erhalten hatte. Durch die Heirat von Wennemars Sohn Gisbert II. mit Anna Staël von Holstein im Jahr 1512 gelangten zudem die Häuser Ickern, Lindenhorst, Waltrop und Westhusen an die Familie Bodelschwingh. Gisberts einziger Sohn Wennemar II. begann im 16. Jahrhundert mit dem Bau des heutigen Wasserschlosses, indem er ein um 1300 errichtetes Zweiraumhaus um einen rechtwinkelig anschließenden Flügel erweiterte. Vermutlich geht auf ihn auch die Einrichtung der Bibliothek des Hauses zurück. Nach seinem Tod 1583 führte sein Sohn Gisbert III. die Arbeiten des Vaters weiter fort, sodass die Anlage ihr heutiges Aussehen im Wesentlichen bereits im 17. Jahrhundert besaß. Zuvor hatte sich Gisbert III. das väterliche Erbe mit seinem jüngeren Bruder Jobst Wilhelm geteilt: Während er Haus Bodelschwingh erhielt, gelangte Haus Ickern an Jobst Wilhelm. Als mit Gerd von Bodelschwingh die Bodelschwingher Familienlinie auf Haus Mengede in männlicher Linie ausstarb, entbrannten zwischen Gisbert III. und den Erben der Familie Bodelschwingh zu Mengede Erbstreitigkeiten und Fehden aus, die für viele Jahre das Reichskammergericht beschäftigten. Die Stadt Dortmund beschloss, bis zur endgültigen Klärung dieses Streits das Haus Mengede Gerds Witwe Katharina von der Recke zu überlassen. Gisbert III. heiratete die Witwe 1605 in zweiter Ehe, um sich wohl die Ansprüche auf den Besitz zu sichern.
Neuzeit
Schlossherr Gisbert Bernhard, märkischer Hofgerichtsrat und Direktor der märkischen Ritterschaft, wurde 1637 in den Freiherrenstand erhoben. Über seinen Sohn Wessel Wirich II. kam das Anwesen an dessen Sohn Gisbert Wilhelm. Mit seinem Tod am 13. 1753 erlosch die Familie im Mannesstamm. Schloss Bodelschwingh kam an Gisbert Wilhelms Erbtochter Gisbertine Anna Luise, das einzige Kind und aus der Ehe mit Katharina Sophia Luisa Theodora Vogt von Elspe, die 1728 das Haus Rodenberg mit in die Ehe gebracht hatte. Gisbertine heiratete in zweiter Ehe Mathias von Bodelschwingh-Velmede und hatte mit ihm die Tochter Christine Sophie Luise. Diese brachte Bodelschwingh an ihren Ehemann, den preußischen Kammerherrn und seit 1814 Großkomtur der Deutschordensballei Utrecht, Karl Wilhelm Georg von Plettenberg-Heeren, der bei der Heirat am 19. August 1788 den Namen Bodelschwingh-Plettenberg annahm. Auf ihn gehen wahrscheinlich der Bau des Gästehauses im Vorburgbereich sowie der Orangerie (1945 zerstört) und des Teehäuschens im Schlosspark (auch Billardhäuschen genannt) zurück. Auch das Herrenhaus erfuhr im frühen 19. Jahrhundert eine Veränderung, indem seine damaligen Kreuz- und Querstockfenster durch die heutigen großen Fenster ersetzt wurden. Außerdem ließ der Schlossherr an der Nordwest-Seite des Gebäudes einen überdachten Freisitz in den Hausteich bauen. Karl Wilhelms Sohn Gisbert von Bodelschwingh-Plettenberg wandelte Bodelschwingh 1854 gemäß dem letzten Willen seiner Eltern in einen Fideikommiss um.
Als sich in den 1870er Jahren der Bergbau im Ruhrgebiet immer weiter ausdehnte, brachte dies gleich zwei Schwierigkeiten für Haus Bodelschwingh mit sich. Carl Gisbert Wilhelm von Bodelschwingh-Plettenberg, Sohn von Gisbert und Marschall des westfälischen Landtags, gelang es zwar gerade noch, die Eröffnung einer Zeche direkt vor seinem Schlossgrund zu verhindern, aber der durch den Bergbau absinkende Grundwasserspiegel drohte den Wasserstand des Hausteichs stark abfallen zu lassen und damit die Eichenholzpfähle der Pfahlrostgründung freizulegen. Dies hätte einen Verfall des Jahrhunderte alten Holzes und somit die Instabilität des Fundaments zur Folge gehabt. Durch eine Vereinbarung mit der Grubenverwaltung 1871 konnte auch diese Gefahr für das Schloss gebannt werden. Bereits 1869 hatte Karl den Garteninspektor Muskaus, Eduard Petzold, mit einer Neugestaltung des Schlossparks beauftragt. Petzold veränderte den kleinen, etwa zwei Hektar großen Barockgarten zu einem Landschaftspark.
1888 in den Grafenstand erhoben, vererbte Karl von Bodelschwingh-Plettenberg den umfangreichen Familienbesitz an sein einziges Kind, die Tochter Wilhelmine von Bodelschwingh-Plettenberg aus seiner Ehe mit Eugenie von Quadt-Wykrath-Hüchtenbruck. Sie hatte 1867 den Reichsfreiherrn Dodo Alexander zu Innhausen und Knyphausen geheiratet und brachte das Haus Bodelschwingh an diese aus Friesland stammende Adelsfamilie. Das Paar nutzte das Anwesen jedoch nicht als Wohnsitz, sondern wohnte auf Haus Dorloh. Ihr ältester Sohn Carl zog nach dem Tod des Großvaters 1907 in Bodelschwingh ein und nahm 1908/1909 erste Restaurierungen an dem Wasserschloss vor. Während der Ruhrbesetzung 1923/1914 war die Anlage 13 Monate lang von französischem Militär belegt. Im Zweiten Weltkrieg blieben die Gebäude unversehrt, obwohl die nächste Umgegend Bodelschwinghs durch zahlreiche Bomben- und Artillerietreffer stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Jedoch kam es gegen Kriegsende zu Plünderungen und Verwüstungen des Hauses, bei denen viele Kunstgegenstände verlorengingen. Wegen des daraus resultierenden schlechten Zustands verzichteten die englischen Besatzungstruppen nach Ende des Krieges sogar auf eine Belegung des Schlosses. Die nötigen Instandhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen dauerten bis in die 1960er Jahre. Dabei wurde 1952 unter anderem der Teepavillon im Garten restauriert.
Gratis
Schlosspark
verwaltung@zuknyphausen.de
- Privateigentum, nur außerhalb zu besuchen
- Das Schloss kann an besonderen Tagen besichtigt werden