Das Fort Großfürst Konstantin ist eine 1827/28 fertigstellte und weitgehend erhaltene Festungsanlage auf der Karthause in Koblenz
Das Fort Großfürst Konstantin ist eine 1827/28 fertigstellte und weitgehend erhaltene Festungsanlage auf der Karthause in Koblenz.
Geschichte
Errichtung
Als Teil der preußischen Großfestung Koblenz wurde das Fort Großfürst Konstantin auf dem äußersten Bergsporn des Hunsrücks südwestlich der Koblenzer Innenstadt auf einer Höhe von 110 Meter errichtet. Es handelt sich dabei um ein vermutlich bereits im 9. Jahrhundert besiedeltes Areal, auf dem zuletzt ein Kloster der Kartäuser stand.
Hauptartikel: Kartause Koblenz
Am 23. Juni 1818 erwarb der preußische Staat von dem aus Niedersachsen stammenden Kaufmann Christian Seidensticker für 47.222 Taler (85.000 Rheinische Gulden) das frühere Kloster, den Berghof und den dazugehörigen Grundbesitz. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Klosteranlage noch aus acht Gebäuden. Bereits im Sommer 1816 war das Kloster als Kaserne für die bei der Errichtung der nahe gelegenen Feste Kaiser Alexander beteiligten Pioniereinheiten eingerichtet worden. Nach Fertigstellung der Feste wurde die Klosteranlage bis auf das Prioratsgebäude Ende 1821 abgebrochen. Nach einer Projektierung des Festungsingenieurs Heinrich Ferdinand Schuberth fand 1822 der Baubeginn statt. Am 12. September 1825 gab der preußische König Friedrich Wilhelm III. gelegentlich eines Besuchs dem Werk zu Ehren des ebenfalls anwesenden Großfürst von Russland, Konstantin Pawlowitsch, den Namen Fort Großfürst Konstantin. 1827 waren die Arbeiten am Fort weitgehend beendet. 1828 wurde das noch immer als Unterkunft genutzte Prioratsgebäude abgerissen und auf den Fundamenten eine Kriegsbäckerei errichtet.
Als letzte größere Baumaßnahme entstand 1862/63 unter Verwendung eines alten Klosterkellers das zweite Kriegspulvermagazin.
Aufgabe und Teilzerstörung
1886 erfolgte für die gesamte Großfestung Koblenz die Rückstufung als Festung der 2. Linie, deren Bauzustand nur noch zu erhalten sei. Am 23. Januar 1900 wurde das Fort aufgelassen und am 27. Januar 1903 als Befestigung aufgegeben. Etwa 1910 errichtete man entlang der gesamten Innenfassade einen 2,5 Meter breiten hölzernen Galeriebau, um das Kasemattenkorps besser für Unterkünfte, Werkstätten und Büros nutzen zu können. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg bestand vor allem Frankreich auf der völligen Zerstörung der Koblenzer Befestigungsanlagen. Am 13. Februar 1922 erging der Beschluss zur vollständigen Schleifung des Forts Großfürst Konstantin. Da die Anlage aber ähnlich wie die Feste Ehrenbreitstein prägend für das Koblenzer Stadtbild ist, stellte das deutsche Entfestigungsamt einen Antrag auf Erhalt des Forts, dem die Alliierten letztlich zustimmten. Von April bis Ende August 1922 wurden daher nur die beiden Kriegspulvermagazine sowie die Kriegsbäckerei beseitigt, der Verbindungsgang zur Feste Kaiser Alexander zerstört, die Erdabdeckung auf dem Dach des Kasemattenkorps entfernt und der Hauptgraben zugeschüttet.
Zweiter Weltkrieg
Der Koblenzer Polizeipräsident, SA-Brigadeführer August Wetter, der selbst unweit des Forts eine große Villa in der Simmerner Straße Nr. 50 bewohnte, ließ am 25. September 1944 seine Befehlsstelle in den Kehlturm des Forts verlegen. Zuvor war zum Schutz vor den alliierten Luftangriffen seit Juli 1944 im nördlichen Teil des Kasemattenkorps ein dreigeschossiger Luftschutzbunker mit einer 2 Meter starken Betondecke eingebaut worden. Vermutlich wurde dabei der hölzerne Galeriebau an der gesamten Innenfassade wieder entfernt. Des Weiteren waren mehrere Stollenbunker für die Bewohner der umliegenden Häuser sowie die Reisenden des Hauptbahnhofes vorhanden. Drei befinden sich in der Felsenwand unter dem Fort zur Simmerner Straße hin. Ein weiterer, noch aus preußischer Zeit stammender Stollen verläuft direkt unterhalb des Kehlturms. Sein Eingang liegt an der Ostseite des Turmschafts. Mit zunehmender Zerstörung der Innenstadt wurde Ende November 1944 das Luftschutzwarnkommando in die Bunkeranlage umquartiert. Es blieb dort bis Anfang März 1945. Am 17. März 1945 begann der Angriff des III. Bataillons, Infanterie-Regiment Nr. 345 der 87. US-Infanterie-Division von der Hunsrückhöhenstraße aus auf die Karthause sowie über die Stadtteile Moselweiß und Goldgrube auf die Innenstadt. Der Eckpfeiler der Verteidigung und damit auch der letzte deutsche Widerstand im linksrheinischen Teil der Stadt war in diesem Bereich das Fort Konstantin. Nach heftigem Artillerie- und Panzerbeschuss ergab sich die Besatzung (fünf Offiziere und 70 Mann) unter dem Kommando von Hauptmann Franz Josef de Weldige-Cremer am 19. März.
Nachkriegszeit
Bereits kurz nach Kriegsende bis März 1972 diente das Fort als Notunterkunft für ausgebombte und geflüchtete Familien. Danach wurden die Fensteröffnungen und das Haupttor zugemauert. Die vermüllte Anlage verfiel zunehmend. Häufig kam es zu Brandstiftungen. 1985 brannte ein illegales Reifenlager in der Kriegsbäckerei, und wenig später zerstörte ein Feuer das Holztor am Haupteingang. Lediglich der Kehlturm wurde seit Dezember 1958 noch als Standort für einen Füllsender für die Stadtteile Goldgrube und Oberwerth genutzt. Bei einer langjährigen Sanierung des Turms im Zuge des Ausbaus der B 9 mussten 1985 tiefe Risse in tragenden Teilen verfüllt und Decken durch Beton und Stahlanker stabilisiert werden. 1987 erhielt der Turm einen neuen Außenputz. Hier befindet sich seit April 2001 das Rheinische Fastnachtsmuseum.
Im September 1993 wurde der Verein PRO KONSTANTIN e. V. gegründet, um das Fort vor dem weiteren Verfall zu schützen und die Bausubstanz zu sichern. Am 11. September 1994 konnte es erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Im Juli 1995 wurden erste Grabfunde im Innenhof gemacht. Im Zuge der Wiederherstellung des preußischen Hofniveaus unter Leitung des Archäologischen Denkmalamtes konnte 1997 die Krypta der ehemaligen Klosterkirche sowie der ursprüngliche Fußboden und große Teile der Backöfen im Gewölbekeller der Kriegsbäckerei freigelegt werden. 2005 begann die Restaurierung von Fenstern und Außentüren im Südflügel des Kasemattenkorps. Das restaurierte und teilweise rekonstruierte Haupttor konnte im November 2007 wieder eingebaut werden. Durch eine weitere Brandstiftung kam es am 5. Januar 2013 zu einem größeren Schaden im Ausstellungsbereich des Vereins. In der Bunkeranlage befindet sich seit 2015 die Dauerausstellung Koblenz im Zweiten Weltkrieg.
Das Fort Großfürst Konstantin ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) und ist in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Seit 2002 ist das Bauwerk zudem Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal. Des Weiteren ist es ein mit dem blau-weißen Schutzzeichen nach der Haager Konvention gekennzeichnetes Kulturgut.
Garnison
Seit 1831 waren das Kasemattenkorps und seit 1850 der Kehlturm zur Truppenunterkunft hergerichtet worden. Weshalb Engelke davon ausgeht, dass das Fort seitdem dauerhaft „bewohnt blieb“. Jedoch lässt sich weder in den fraglichen Regimentsgeschichten noch in den Adressbüchern der Stadt und des Regierungsbezirks Koblenz ein Hinweis auf dort stationiert gewesene Einheiten nachweisen. Lediglich Wischemann behauptet, dass im Fort zeitweise die „Musiker“ (also das 42 Mann starke Musikkorps) des Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4 untergebracht waren.Tatsächlich weist die ausführliche Chronik dieser Einheit dort nur die Regimentskammer und Handwerkstätten nach. Wahrscheinlich wurde das Fort daher bis etwa 1910 lediglich als Regimentslager und Werkstatt (beispielsweise für Büchsenmacher und Schneider) von den auf der Feste Kaiser Alexander stationiert gewesenen Einheiten genutzt. Zudem befanden sich dort nachweislich Büros der Fortifikationsverwaltung. Die drei Anfang der 1870er Jahre an der Zufahrt zum Fort errichteten Baracken, die bereits 1878 durch einen einzigen Holzschuppen ersetzt wurden, waren nicht zur Truppenunterkunft vorgesehen.
Nach dem Ersten Weltkrieg folgten als alliierte Besatzungstruppen 1919 die Amerikaner, die im Innenhof zur Truppenbetreuung Filme vorführen ließen, und 1923 die Franzosen. Schließlich unterhielt die Deutsche Wehrmacht in den 1940er Jahren im Fort zeitweise eine Heeresentlassungsstelle.
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