Die Feste Kaiser Franz, auch Feste Franz genannt, war Teil der preußischen Festung Koblenz und das Hauptwerk des Systems Feste Kaiser Franz
Die Feste Kaiser Franz, auch Feste Franz genannt, war Teil der preußischen Festung Koblenz und das Hauptwerk des Systems Feste Kaiser Franz. Die Festung auf dem Petersberg im heutigen Koblenzer Stadtteil Lützel wurde 1822 fertiggestellt. Nach ihrer Schleifung 1922 wurden große Überreste des Festungswerks 1959 gesprengt. Erhalten geblieben sind die beiden seitlichen Enden des halbkreisförmigen Reduits und der Kehlturm am Fuße des Petersbergs. Sie erhielt ihren Namen nach dem österreichischen Kaiser Franz I., einem Verbündeten Preußens in der Heiligen Allianz gegen Napoleon in den Befreiungskriegen.
Geschichte
Errichtung und weiterer Ausbau
Der Petersberg zählte neben dem Beatusberg (heutiger Stadtteil Karthause), dem Ehrenbreitstein und dem Asterstein zu günstigen Angriffspunkten auf die Stadt Koblenz. Schon lange vor den Preußen wurde der Petersberg als strategisch wichtiger Punkt zur Verteidigung der Stadt erkannt. Im Jahr 1793 hatten die österreichische Verteidiger Schanzen auf der Petersberg gegen die heranziehenden Franzosen angelegt. Nach der Einnahme der Stadt durch die französischen Revolutionstruppen am 23./24. Oktober 1794 unter General François Séverin Marceau wurden diese Schanzen durch eine französische Befestigungsanlage ersetzt. Diese erhielt später den Namen Fort Marceau nach dem Eroberer von Koblenz, der auch in der Festungsanlage begraben war.
Diese strategische Lage des Petersbergs wurde auch von den Preußen erkannt. Schon 1814 projektierte General Ernst Ludwig von Aster dort ein Festungswerk mit bastionärem Grundriss. Am 11. März 1815 beschloss Friedrich Wilhelm III. die Neubefestigung von Koblenz und Ehrenbreitstein. Die ursprüngliche Planung von von Aster wurde allerdings von August Neidhardt von Gneisenau abgelehnt. Er bevorzugte eine Gesamtanlage aus detachierten Festungsanlagen, die leicht erweiterbar sei. Dieser Plan wurde in den Jahren 1816 bis 1822 nach konkretisierten Plänen des preußischen Ingenieuroffiziers Claudius Franz Le Bauld de Nans errichtet.
Am 16. September 1816 wurde mit Erdarbeiten zur Errichtung der Feste begonnen. Die Grundsteinlegung fand am 14. April 1817 statt. Am 24. November 1818 benannte König Friedrich Wilhelm III. bei einem Besuch die Befestigung auf dem Petersberg nach Kaiser Franz I. Am 7. Mai 1819 meldet Gotthilf Benjamin Keibel dem Preußischen Kriegsministerium, dass das Bauwerk schon in einem verteidigungsfähigen Zustand sei. Im September 1819 wurde am äußeren Reduit gemauert. Der Rest der Festung war bereits errichtet. Planierungsarbeiten waren noch zu vollziehen. Im Jahr 1822 wurden die Befestigungsarbeiten beendet und im Folgejahr wurde die Festung mit Truppen belegt.
Aufgrund von Schäden am Bau und wegen Einsturzgefahr wurde 1834–1835 die linke Kehlmauer etwa sechs Meter Richtung Innenhof versetzt. Dabei wurde die Durchfahrt in den Reduithof von Kasemattenblock 1 in den Block 2 verlegt. Weitere Maßnahmen folgten 1841–1843 mit der Stabilisierung der hangseitigen Mauer der Poterne durch Aufmauerung von neun Pfeilern, da sich Risse im Gewölbe zeigten, und 1861 mit der Trockenlegung der Grabenwehr links.
Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 entstand auf dem Petersberg das Kriegsgefangenenlager II für französische Soldaten. Die hier gestorbenen Gefangenen wurden am Fuße des Petersberges auf dem neu geschaffenen Franzosenfriedhof im Bereich des Marceau-Denkmals beigesetzt.
Als letzte größere Umbaumaßnahmen wurde 1876–1877 das Reduit zum Werkhof hin mit einem Mantel versehen, der im Inneren durch zwei Hohlgänge begehbar war. Damit reagierten die Militärs auf die bis dahin erfolgten Verbesserungen in der Geschütztechnik.
Infolge des Deutsch-Französischen Kriegs trat die Festung Koblenz, bedingt durch den Gewinn der französischen Festungen im Reichsland Elsaß-Lothringen, in die zweite Reihe. Nachdem die linksrheinischen Teile der Festung Koblenz im Januar 1886 als minder wichtig eingestuft wurden, gab man 1890 die Festung in Lützel schließlich zusammen mit dem gesamten System Kaiser Feste Franz auf, die Anlagen blieben aber vorerst unter militärischer Verwaltung.
Schleifung
Nach dem Ersten Weltkrieg musste auch die Feste Kaiser Franz, wie auch die anderen Koblenzer Festungswerke, in Ausführung des Artikels 180 des Versailler Vertrags entfestigt werden. Zuvor wurde sie 1919 noch mit amerikanischen Truppen belegt. Vorgesehen waren weitreichende Arbeiten wie z. B. die Beseitigung der drei Grabenwehren, die Zerstörung diverser Hohlgänge und Pulvermagazine. Bis auf die Kontereskarpe in der rechten Face und einen Teil der Mauer in der Front wurden alle Grabenmauern zerstört, die Wälle größtenteils abgetragen und in die Gräben verfüllt. Die Entfestigungsarbeiten an der Feste begannen am 6. November 1920 und waren mit der Sprengung des Verbrauchspulvermagazin 2 am 15. Oktober 1921 abgeschlossen. Am 25. November 1921 nahmen die Vertreter der Interalliierten Militär-Kontrollkommission die Zerstörungen ab. Mit der Sprengung der Decke des Kriegspulvermagazins I und der Verfüllung des offenen Hohlraums waren die Arbeiten am 20. Juli 1922 endgültig beendet. Als eindrucksvolle Reste blieben das Reduit samt Kehlturm (Reverskaponniere), das Haupttor mit der anschließenden Poterne, die Mörserbatterie im Werkhof sowie die äußere Mauer der Kommunikation zur Bubenheimer Flesche erhalten, welche noch heute aufgrund des Höhenunterschieds zum darunter liegenden Gelände als Stützmauer dient. Auf Bestreben der Stadt wurde auch der Gebäudekomplex der Feste bestehend aus Hauptgebäude, Feuerhaus, Satz- und Schlaghaus, Arbeitsschuppen, Frauenschuppen, Patronenschuppen und Mustersammlung erhalten.
Weitere Nutzung und Sprengung
Nach 1923 ließ die Stadt auf Kosten des Reiches 47 Wohnungen in dem erhaltenen Gebäuden einrichten. In diesen wurden unter anderem Familien untergebracht, die in reichseigenen Gebäuden gewohnt hatten bis sie von der Besatzung vertrieben worden waren. Wann die Familien dort wieder auszogen ist nicht bekannt. Im Jahr 1932 war der Komplex schon überwiegend nicht mehr existent.
Nach 1930 übernahm die Stadt Koblenz das Gebiet. Schon zu dieser Zeit hatten sich Wohnungslose in den Festungsmauern niedergelassen. Verschiedene Pläne zur Umgestaltung des entfestigten Areals kamen nicht zur Ausführung. Während der NS-Zeit entstand auf dem Gelände ein Arbeitslager für ausländische Fremdarbeiter. Im Jahr 1938 wurden Sinti und Roma im Reduit interniert, sie wurden im gleichen Jahr nach Weißenfels abgeschoben, von wo sie kurze Zeit später wieder nach Koblenz in die Feste Franz zurückkamen. Im Jahr 1940 wurde auch die Familie von Daweli Reinhardt im Reduit interniert. Am 10. März 1943 wurden die Koblenzer Sinti und Roma in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert, wo die meisten ermordet wurden. Daweli Reinhardt war einer der wenigen Überlebenden.
Im Zweiten Weltkrieg dienten die Hohlgänge der Feste den Koblenzern als Luftschutzräume zum Schutz vor den Luftangriffen auf Koblenz. Auf dem ersten Kasemattenblock war zum Schutz des Güterbahnhofs eine Flak aufgestellt. Am 28. Dezember 1944 schlägt eine Bombe in die Kommunikation zur Moselflesche ein und tötet 35 Menschen.
Nach dem Krieg setzte sich der Trend fort, dass in der Feste Franz eines von mehreren Koblenzer Elendsvierteln entstand. Im Jahr 1950 lebten rund 200 Menschen auf diesem Areal, wobei jeder Familie etwa 30 m² zur Verfügung standen. Sanitäre Anlagen waren kaum vorhanden, ein Wasseranschluss fehlte vollständig. Dieses Viertel ließ die Stadt 1958/59 auflösen, nachdem die Bewohner in einen eigens zu diesem Zweck errichteten Wohnblock in den nahe gelegenen Mittelweiden umgesiedelt worden waren. Das Reduit wurde im Rahmen einer Pionierübung der Bundeswehr vom 19. bis 23. Januar 1959 gesprengt, um es unbewohnbar zu machen. Dies war eine Vorgabe der rheinland-pfälzischen Landesregierung zur Erlangung der Fördergelder für den neuen Wohnblock. Der Schutt blieb an Ort und Stelle liegen. Heute zeugen nur noch die beiden seitlichen Enden des halbkreisförmigen Bauwerks von seiner einstigen Größe. Verschont blieb dagegen die Kaponniere (Kehlturm) am Fuße des Petersbergs mit dem einzigen noch vollständig erhaltenen Festungsbackofen der gesamten Festung Koblenz, die Kommunikation zur Bubenheimer Flesche und das Haupttor mit der anschließenden Poterne.
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- Ruinen der Burg, für Besucher geschlossen
- Ein Besuch ist mehrmals im Jahr mit einer Führung möglich