Die Burgruine Sulzberg ist eine mittelalterliche Burgruine im Landkreis Oberallgäu in Schwaben
Die Burgruine Sulzberg ist eine mittelalterliche Burgruine im Landkreis Oberallgäu in Schwaben. Die Anlage liegt etwa 500 Meter südwestlich des Ortes Sulzberg und war ursprünglich der Sitz der Herren von Sulzberg und später der Herren von Schellenberg.
Geschichte
Herren von Sulzberg
1176 wird das Geschlecht der Sulzberger erstmals erwähnt und der Bau der Burganlage wird um 1170 angenommen. Die Herren von „Sulciberch“ standen in Diensten des Stifts Kempten und gehören zu den einflussreichsten Adelsfamilien im Allgäu.
Um 1240 etablierte sich ein Familienzweig der Sulzberger auch im Bodenseeraum und gründete dort ebenfalls eine Burg – das Schloss Sulzberg in Goldach bei Rorschach.
Herren von Schellenberg
1359 starb die männliche Linie der Sulzberger aus. Die Burg fiel bis 1525 in den Besitz der anverwandten Schellenberger. Diese gehörten damals zu den bedeutendsten Adelsfamilien in Süddeutschland mit weitreichenden Besitzungen im Allgäu, in Vorarlberg sowie im Hochrheingebiet.
Von 1480 bis 1485 baute Marquard von Schellenberg die Burg aus und benannte sie zu Ehren seines Dienstherrn Erzherzog Sigismund von Österreich „Schloss Sigmundsruh“.
1525 verschanzten sich angeblich während des Bauernkrieges „einige tausend“ Aufständische auf dem nahen Kohlenberg. Möglicherweise wurde damals auch die Burg Sulzberg geplündert, da die Bauern sich auf den Burgen Wagegg, Rettenberg und Sulzberg mit Pulver versorgt haben sollen. Allerdings sind in den Quellen keine Nachweise einer Eroberung auffindbar. Brand- und Planierschichten im Burgareal deuten jedoch auf umfangreiche Zerstörungen hin.
Fürststift Kempten
Friedrich von Freyberg-Eisenberg erhielt die Burg 1525, er verkaufte sie jedoch schon im Folgejahr an den Fürstabt von Kempten. Der Verkauf dürfte zumindest teilweise auf die Zerstörungen des Bauernkrieges zurückzuführen sein.
Fürstabt Sebastian von Breitenstein konnte zum Ankauf die Geldmittel verwenden, die er erst kurz zuvor von der Reichsstadt Kempten erhalten hatte. Durch den sogenannten „Großen Kauf“ erwarb die Reichsstadt damals sämtliche Rechte des Stifts in ihrem Gebiet. Die Sulzberger behielten allerdings das Patronatsrecht der Pfarrkirchen zu Sulzberg, Heimenkirch, Mosbach und Ried.
Die Veste diente fortan bis zu ihrer Auflassung als Amtssitz des Pflegeamtes Wolkenstein-Sulzberg. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es erneut zu Beschädigungen. 1648 räumte man deshalb die letzten bewohnbaren Räume aus. In einem am 7. August 1648 ausgefertigten „Inventarium“ wurden nahezu sämtliche Gegenstände dokumentiert, die sich damals noch auf dem Schloss befanden. Der Fürstabt bemühte sich sogar persönlich nach Sulzberg, um einige Stücke an sich zu nehmen. Als wertvollstes Inventar werden vier Silberlöffel in einem Mahagonikästchen genannt. Bemerkenswert war die gute Ausstattung der Schlossküche mit Gewürzen wie Pfeffer, Zimt, Muskatnuss, Ingwer, Nelken und gelbem Kandiszucker.
Die Aufgabe der Burg steht sicherlich auch mit der angespannten finanziellen Situation des Stiftes in Zusammenhang. Als Jagd- und Sommersitz stand dem Fürstabt neben einigen anderen Schlössern das 1642 renovierte Schloss Wagegg zur Verfügung, das wesentlich komfortabler ausgestattet war als die alte Höhenburg am Alpenrand. Der geplante Bau der Fürstäbtlichen Residenz zu Kempten und der Stifts- und Pfarrkirche St. Lorenz zwangen zu Sparmaßnahmen.
Das verlassene Burgschloss diente anschließend der Bevölkerung der Umgebung als willkommener Steinbruch. 1729 werden letztmals Zinsen erwähnt, die „von Schloß und Berg Sulzberg zu Lehen gehen“.
Sanierung
1953 wurden erste Restaurierungsmaßnahmen am Bergfried durchgeführt. Man entfernte eine an die Ostwand angebaute kleine Skisprungschanze und vermauerte einige große Ausbrüche am südlichen Turmfuß.
1984 gründeten einige engagierte Heimatfreunde wegen des desolaten Zustandes der Ruine den „Verein der Burgfreunde Sulzberg“ und begannen unter ihrem Vorsitzenden Willy Bechteler mit der Sanierung der Anlage. Die „Burgfreunde“ wurden durch den „Allgäuer Burgenverein“ unterstützt und beraten.
Diese frühen Arbeiten wurden noch ohne wissenschaftliche Begleitung durch das Landesamt für Denkmalpflege oder akademische Bauforscher durchgeführt. Sie gelten heute in Fachkreisen als typische Beispiele der „Burgensanierungswelle“ der 1970er und 1980er Jahre. In der Literatur wird die Burg deshalb manchmal zusammen mit der mittelfränkischen Burg Treuchtlingen und der nahen Burg Laubenbergerstein als Musterfall einer missglückten Burgsanierung bezeichnet. Allerdings wären ohne das Eingreifen der Gemeinde und des Vereines große Substanzverluste erfolgt, welche die Silhouette der Ruine deutlich verändert hätten.
Durch das Engagement Peter Pfisters (Grabungstechniker der Stadtarchäologie Kempten) konnten 1991/92 umfangreiche archäologische Untersuchungen im Hauptburgbereich durchgeführt werden, deren Ergebnisse 1995 publiziert wurden (Behrer: Burg Sulzberg). Seitdem werden die – noch nicht abgeschlossenen – Sanierungsmaßnahmen wissenschaftlich begleitet. Zahlreiche Originalfunde werden im kleinen Burgmuseum in dem 24 Meter hohen Bergfried ausgestellt. Das Museum hat an Sonn- und Feiertagen nachmittags geöffnet. Zu diesen Zeiten ist auch die Aussichtsplattform auf dem Turm zugänglich, die einen guten Ausblick auf das nördliche Oberallgäu bietet.
Gratis
2.00 EUR
Ermäßigt: 1.00 EUR
Aussichtsplattform
info@sulzberg.de
- Es beherbergt ein Museum
- Führungen finden nur nach vorheriger Anmeldung statt
- Ritterabenteuer: 4.00 EUR/Ermäßigt: 3.00 EUR
- An Wochenenden und Feiertagen geöffnet