Bannacker ist der südwestlichste Ortsteil der Stadt Augsburg
Bannacker ist der südwestlichste Ortsteil der Stadt Augsburg. Er ist hervorgegangen aus dem zur Gemeinde Bergheim gehörigen Weiler Bannacker, als die Gemeinde Bergheim im Jahre 1972 im Zuge der Eingemeindung zur Stadt Augsburg kam. Der Weiler Bannacker bestand aus dem Gut Bannacker, im Besitz der Familie Bertele, sowie dem Anwesen der Familie Schäffler, der so genannten Jägersölde. Heute besteht der Ortsteil Bannacker weiterhin aus dem Gut Bannacker, nach wie vor im Besitz der Familie Bertele, der Jägersölde, nach wie vor im Besitz der Familie Schäffler, und dem Anwesen der Familie Boecker, dem jüngsten und mit nur zwei Pferdekoppeln dem kleinsten.
Geschichte
Erstmals findet Bannacker als Besitz einer Familie „miles de Bonacker“ Erwähnung. Es ist nicht gesichert, wie Bannacker zu diesem Zeitpunkt ausgesehen hat. Um 1237 ging das Anwesen an das Heilig-Geist-Spital in Augsburg über, das Wappen von Bannacker wurde mit dem Wappen des Heilig-Geist-Spitals zusammen geführt.
Wie aus alten Karten ersichtlich, war Bannacker eine Ansammlung von bäuerlichen Gehöften. Während der Säkularisation erwarb Johann Gottlieb Süßkind, der 1821 in den Freiherrenstand erhoben wurde, Bannacker zusammen mit den zugehörigen Waldungen und Land vom Heilig-Geist-Spital und errichtete ein für diese Gegend typisches Bauern- und Gesindehaus, wie sie heute noch vielfach in der Gegend zu finden sind, mit Seiteneingang, Gesinderäumen und Stallungen unter einem Dach, das allerdings der Größe des neuen Besitzes entsprach. Nach dem Tode von Johann Gottlieb Freiherr von Süßkind verkaufte dessen Tochter Henriette den Wald (Spitalwald) an die Familie Fugger und das Land und die Gebäude an die Familie Deuringer.
Die Familie Schäffler behielt weiterhin ihren Besitz Jägersölde. Die Familie Deuringer, da kinderlos, verkaufte das Hofgut Bannacker an die Familie Fuerst Fugger-Babenhausen. Fürstin Eleonora Fugger von Babenhausen modernisierte den Betrieb, errichtete landwirtschaftliche Bauten und auch die so genannte Villa (Haus Nr. 6), da das Bauernhaus (Haus Nr. 2), das spätere so genannte alte Herrenhaus für etwas gehobenere Wohnansprüche nicht mehr geeignet war und unter den Familien Fugger, Weininger und Bertele als Gesindehaus diente. Eine Fotografie zeigt sie und Freunde zu Pferd im Hof des Anwesens. Tatsächlich sollte das Gut zur Pferdezucht von Polopferden dienen, was allerdings aufgrund des rauen Klimas und der großen Feuchtigkeit fehl schlug.[1] Das alte Gutshaus erhielt die Bezeichnung „altes Herrenhaus“ offiziell durch Herrn Dr. Konstantin Bertele bei der Erstellung der bayerischen Denkmalliste Anfang der 1970er Jahre, wobei der Begriff Herrenhaus nicht gleichbedeutend ist mit Schloss oder ähnlichem, sondern lediglich der Hinweis, dass es das erste von Süßkind erbaute Bauernhaus in Bannacker ist.
Im Jahr 1931 erwarb die in Berlin ansässige Familie Richard Weininger das Hofgut Bannacker. Er errichtete einen Poloplatz, um während der Saison Polospiele mit seinem Poloteam „The Bendlers“ durchführen zu können, denn Unterbringungsmöglichkeiten für die Pferde waren teilweise durch den Gestütsversuch bereits vorhanden. Außerdem wurde ein Stall für Pferde für die Fuchsjagd eingerichtet, den dessen Frau betreute. Ein „Polo- und Reitclub“ wurde entgegen manchen Veröffentlichungen nicht errichtet. Mit dem Tode des Fürsten Georg Fugger im Jahre 1935, des Mitbegründers der Polospiele, endeten diese. Damit endeten auch die saisonbedingten Aufenthalte von Herrn Weininger in Bannacker. Frau Weininger etablierte nun ein Auswanderungszentrum für Juden nach Palästina. Das war natürlich für einige Dorfbewohner eine „Provokation“.
Später übernahm die befreundete Familie Bertele das Hofgut Bannacker, diese behauptet allerdings, angeblich denselben Anfeindungen wie die Familie Weininger durch Teile der ansässigen Bevölkerung ausgesetzt gewesen zu sein, nicht zuletzt, weil man stolz darauf gewesen sei, einen Blutordensträger in der Gemeinde zu haben. Belege hierfür fehlen. Im Jahre 1992 entschied sich die Familie Bertele, die Villa (Haus Nr. 6), das so genannte alte Herrenhaus (Haus Nr. 2) und zwei Pferdekoppeln aus dem Gut Bannacker auszugliedern, zu einem selbständigen Anwesen zu machen und zu verkaufen. Alle anderen Gebäude, die St. Leonhard-Kapelle, landwirtschaftliche Flächen, der Forst, Straßen, Wege und Gewässer verblieben beim Gut Bannacker und damit im Besitz der Familie Bertele. Grund hierfür war angeblich die Tatsache, dass die Stadt Augsburg alle Genehmigungen für Nutzungsänderungen und Baugenehmigungen, die für eine Renovierung des Gesindehauses notwendig gewesen wären, abgelehnt hätte. Dies erscheint wenig glaubwürdig, insbesondere da der Nachbesitzer die dringend notwendigen Instandsetzungen problemlos durchführte.
Im Jahre 1993 erwarb Herr Bernward M. Boecker, Spross einer alten Unternehmerfamilie aus Westfalen, die in den 1930er Jahren nach Augsburg kam, Teile deren Unternehmen aber Anfang dieses Jahrhunderts in Insolvenz gefallen sind, das vom Gut Bannacker abgetrennte, stark baufällige und von Ungeziefer befallene Anwesen. Nicht richtig ist, dass er die von der Familie Bertele erhaltenen Baupläne weiter entwickelte habe, vielmehr wurden vom Augsburger Architektenbüro Gottfried Schröder ein neues, vielfach prämiertes Konzept der Integration der stark baufälligen Substanz in einen Neubau umgesetzt. Aus den Pferdeställen und der Garage im alten Herrenhaus entstanden so Wohnräume. Die alte Reithalle, wurde zu einem Saal umgebaut, in dem mittlerweile international gefeierte Konzerte und Tonaufnahmen stattfinden. Außerdem wurde ein Brunnen im Innenhof errichtet. In Teilen der Literatur wird irrtümlich angenommen, dass das Gut Bannacker (als landwirtschaftlicher Betrieb) einen mehrfachen Besitzerwechsel hatte. Dies trifft nur für das Anwesen Boecker zu. Das Gut Bannacker befindet sich seit mehr als siebzig Jahren ununterbrochen im Besitz der Familie Bertele.
Gratis
- Es ist ein Kulturzentrum
- Besuche sind während Konzerten und Veranstaltungen möglich